Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette

United   Internet ist in Europa und Nordamerika, also auch außerhalb des Heimatmarkts Deutschland, geschäftlich aktiv. Deshalb ist für das Unternehmen die Verantwortung in der Wertschöpfungskette ein wesentliches Thema, insbesondere mit Blick auf den Schutz von Umwelt, Arbeitnehmenden- und Menschenrechten. Dabei umfassen Menschenrechte nicht nur sehr grundlegende Rechte wie Leben, Freiheit und Gleichheit, sondern auch zahlreiche Aspekte aus dem Bereich Arbeit, etwa das Verbot von Diskriminierung und („moderner“) Sklaverei sowie das Recht auf Erholung.

United   Internet arbeitet in der Wertschöpfungskette mit zahlreichen Unternehmen zusammen. Nicht nur die Beschäftigten von United   Internet selbst, sondern auch die Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette - außerhalb des direkten Wirkungskreises der Geschäftsaktivität von United   Internet - können Gefahren oder Missständen ausgesetzt sein. Dies gilt insbesondere in Hinblick auf Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen. Im Rahmen der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse hat United   Internet gemäß der durch die ESRS vorgegebenen Methodik positive wie negative wesentliche Auswirkungen auf Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette identifiziert. Diese werden im Folgenden beschrieben.

IT-Hardware, die United   Internet vertreibt oder zur Bereitstellung von Internet- und Telekommunikationsdiensten verwendet, beinhaltet diverse Rohstoffe. U.   a. werden Erdöl für die Kunststoffproduktion sowie seltene Erden, Lithium, Silizium und Kupfer benötigt. Diese Rohstoffe kommen primär aus China, Australien, USA, Chile und dem Kongo. Der Abbau dieser Rohstoffe kann durch ausbeuterische Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen geprägt sein. Insbesondere die Wertschöpfungskette für Minerale kann bestimmte Risiken bergen.

Neben der Gefahr der Kinderarbeit in Kobaltminen sowie den gefährlichen Arbeitsbedingungen für Minenarbeiterinnen und Minenarbeiter können auch die Angestellten von Zulieferbetrieben oder Selbstständige sowie Arbeitskräfte, die über Drittunternehmen tätig sind, von Risiken bedroht sein. Fehlende Arbeitssicherheitsmaßnahmen können schwere gesundheitliche Schäden oder im schlimmsten Fall sogar den Tod zur Folge haben. Zudem können Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette Missbrauch, Gewalt und Zwangsarbeit ausgesetzt sein, ohne ausreichenden Schutz oder Rechtssicherheit zu genießen.

Die von United   Internet benötigte IT-Hardware wird primär im Ausland hergestellt, u.   a. in China, Vietnam, Indien, Taiwan und Japan. In IT-Hardware-Fabriken sind besonders migrantische Arbeitskräfte, Frauen und Zeitarbeitskräfte gefährdet. Sie können bspw. unter niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten, fehlendem Arbeitsschutz, Diskriminierung und unsicheren Verträgen leiden, oftmals ohne oder nur mit geringen Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen. Die Arbeitskräfte können zudem sexueller Belästigung ausge setzt sein. Eine unzureichende Unterbringung von Wanderarbeitskräften und ausländischen Arbeitskräften kann die Ausbeutung weiter verschärfen. All diese Umstände beeinträchtigen potenziell die körperliche und psychische Gesundheit der Arbeitskräfte erheblich und stellen eine Missachtung der Menschenrechte dar.

Auch in der nachgelagerten Wertschöpfungskette von United   Internet gibt es Bereiche, in denen Menschenrechtsverletzungen auftreten können: Durch Kundinnen und Kunden bestellte Hardware wie Mobiltelefone oder Netzwerkgeräte werden durch Versanddienstleistungsunternehmen ausgeliefert. Im Versanddienstleistungssektor können Fälle auftreten, in denen es zu unfairer Bezahlung oder anderen Arbeitsbedingungen kommt, die den gesetzlichen oder sozialen Standards nicht entsprechen und die die Lebensqualität der betroffenen Arbeitskräfte negativ beeinflussen.

United   Internet achtet nicht nur im eigenen Betrieb, sondern auch in der Wertschöpfungskette auf Vielfalt und Inklusion. Diese wird durch die gezielte Zusammenarbeit mit inklusiven Geschäftspartnern ge fördert, insbesondere im Bereich der Wiederaufbereitung der IT-Hardware. Das trägt nicht nur zu einem vielfältigeren und integrativeren Arbeitsumfeld bei, sondern auch zu mehr Chancengleichheit und sozialer Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Gleichzeitig werden Eigenständigkeit, Selbstwert und die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen gestärkt.

Konzepte im Zusammenhang mit Arbeitskräften in der Wertschöpfungskette

United   Internet verpflichtet sich zur Einhaltung der Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungskette.

Das lieferkettenbezogene Risikomanagement von United Internet ist zentral ausgestaltet und dezentral in den Segmenten verankert. Mit der Überwachung der ordnungsgemäßen Umsetzung der Prozesse und Maßnahmen durch die Segmente hat der Vorstand von United   Internet den Head of Corporate Compliance beauftragt. Dabei bleibt das jeweilige Segment stets selbst dafür verantwortlich, dass ein Risikomanagement eingerichtet ist bzw. die Sorgfaltspflichten in Hinblick auf die unmittelbaren Zulieferer erfüllt werden. Für die Erfüllung der Sorgfaltspflichten stellt United   Internet finanzielle und personelle Ressourcen bereit. Im Geschäftsjahr   2024 wurde ein „Senior Specialist Compliance and ESG“ eingestellt, der konzernweit die Umsetzung der Sorgfaltspflichten mit Bezug auf die unmittelbaren Zulieferer koordiniert. Im Bereich „Corporate Compliance“ wurde ein „Supply Chain Compliance Manager“ eingestellt, um den Head of Corporate Compliance im Rahmen seiner Überwachungsfunktion (Menschenrechtsbeauftragter) zu unterstützen.

United   Internet hat mit der Grundsatzerklärung, dem Geschäftspartnerkodex, der Leitlinie zur Umsetzung der Lieferkettensorgfaltspflichten (LkS) im United Internet Konzern, der Konzernrichtlinie „Umgang mit Hinweisen auf Compliance-Verstöße und Durchführung interner Untersuchungen“ und der Einkaufsrichtlinie Prinzipien und Regelungen in Bezug auf die Umsetzung der Sorgfaltspflichten in der Wertschöpfungskette etabliert. Diese adressieren die positiven und die negativen Auswirkungen, die sich aus der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse ergeben haben. Sie werden im Folgenden näher beschrieben.


Grundsatzerklärung

Die übergreifenden Prinzipien für die Achtung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) hat United   Internet in den Betriebsabläufen verankert. Sie sind in der Grundsatzerklärung beschrieben und veröffentlicht.

Die Grundsatzerklärung beschreibt die Menschenrechtsstrategie sowie Erwartungen an Mitar­bei­tende und Geschäftspartner. Um die in der Grundsatzerklärung festgeschriebene Strategie umzusetzen, sind folgende Maßnahmen implementiert:

  • die Einrichtung eines lieferkettenbezogenen Risikomanagements inkl. einer klaren Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten (L-CMS)

  • die Durchführung regelmäßiger und anlassbezogener Risikoanalysen nebst systematischer Ableitung risikoorientierter Präventions-, Abhilfe- und Kontrollmaßnahmen

  • die Einrichtung eines Beschwerdeverfahrens zur frühzeitigen Identifikation von Risiken oder nachteiligen Auswirkungen

  • die Einrichtung von Berichtswegen für die regelmäßige und anlassbezogene Berichterstattung an den Vorstand

Diese Maßnahmen umfassen grundsätzlich alle Arbeitskräfte in der unmittelbaren Wertschöpfungskette sowie diejenigen, die in sonstiger Weise durch das wirtschaftliche Handeln des Unternehmens unmittelbar betroffen sein können. Wenn Risiken erkennbar sind, werden Maßnahmen ergriffen, um potenzielle Auswirkungen effektiv zu stoppen oder abzumildern.

Im Rahmen des L-CMS führt United   Internet regelmäßig Risikoanalysen entlang der unmittelbaren Wertschöpfungskette durch, um menschenrechts- und umweltbezogene Risiken zu identifizieren. Hierbei setzt das Unternehmen eine Softwarelösung ein, mit deren Hilfe eine menschenrechts- und umweltbezogene Bewertung der Länder- und Branchenrisiken (Bruttorisiko) erfolgt. Im Falle eines identifizierten Bruttorisikos erfolgt eine individuelle Ermittlung, Gewichtung und Priorisierung von konkreten menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken im spezifischen Kontext des Zulieferers. Bei der Gewichtung der Bruttorisiken hat United   Internet sich an den Handreichungen zur Angemessenheit und zur Risikoanalyse des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle orientiert. In bestimmten Fällen, bspw. bei Lieferanten mit einem jährlichen Einkaufsvolumen von über 100.000 € - denen United   Internet grundsätzlich eine höhere Relevanz für die Lieferkette zuschreibt - führt United   Internet eine spezifische, individuelle und umfassende Risikobewertung durch. Auf dieser Grundlage werden bei Bedarf weitere Präventionsmaßnahmen abgeleitet. In den dezentralen Einkaufseinheiten sind Menschenrechtskoordinatorinnen und Menschenrechtskoordinatoren installiert, die sich um die Umsetzung und Kommunikation etwaiger Maßnahmen kümmern.

Geschäftspartnerkodex

Von ihren Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen erwartet United   Internet, dass sie denselben Grundsätzen folgen wie das Unternehmen selbst. Diese Erwartungen sind konkret im Geschäftspartnerkodex beschrieben und Teil eines sorgfältigen Auswahlprozesses der Geschäftspartner von United   Internet. Durch den Kodex soll die Gewährleistung entsprechender Arbeitsbedingungen in der Wertschöpfungskette unterstützt werden. Gleichzeitig sollen so Verletzungen von Menschenrechten in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette sowie damit zusammenhängende potenzielle negative Auswirkungen durch Geschäftsaktivitäten von United   Internet vermieden werden.

United   Internet bekennt sich ausdrücklich zum Verbot von Menschenhandel, Zwangsarbeit und Kinderarbeit. Dies ist im Geschäftspartnerkodex verankert und von den Lieferanten und Geschäftspartnern einzuhalten.

Leitlinie zur Umsetzung der Lieferkettensorgfaltspflichten (LkS) bei United Internet

Die Leitlinie zur Umsetzung der LkS beschreibt die strukturelle Umsetzung des LkSG bei United Internet und definiert zentrale Rollen und Verantwortlichkeiten in der konzernweiten LkS-Organisation.

Richtlinie zum Umgang mit Hinweisen auf Compliance-Verstöße und Durchführung interner Untersuchungen

Die Konzernrichtlinie „Umgang mit Hinweisen auf Compliance-Verstöße und Durchführung interner Untersuchungen“ definiert konzernweit verbindliche Vorgaben für den Umgang mit Hinweisen zu Verletzungen menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten. Sie gewährleistet die wirksame Aufklärung von entsprechenden Sachverhalten.

Wird Corporate Audit in bestimmten Fällen mit der Durchführung einer internen Untersuchung zu dieser Konzernrichtlinie beauftragt, werden die Prüfungsfeststellungen im Untersuchungsbericht dokumentiert, dem verantwortlichen Management über die Ergebnispräsentation dargestellt und die daraus abgeleiteten Empfehlungen erläutert. Auf Basis der Empfehlungen werden Maßnahmen definiert, um das entsprechende Risiko zu reduzieren. Die durch den Vorstand von United   Internet beschlossenen Maßnahmen werden in einem Maßnahmenverfolgungstool dokumentiert, die Maßnahmenumsetzung wird durch Corporate Audit überwacht.

Einkaufsrichtlinie

Einen weiteren Leitfaden bietet die „Source to Contract"-Richtlinie von United   Internet. Sie beinhaltet Leitlinien und Grundsätze für operative und strategische Einkaufsaufgaben, regelt Vergabeverfahren sowie Bedarfsmanagement, Warengruppenmanagement, Lieferantenmanagement und Vertragsmanagement.