Verantwortungsvolle Lieferketten sind ein wichtiger Hebel, um die Wertschöpfung des Konzerns auch über den eigenen Geschäftsbereich hinaus nachhaltig zu gestalten und somit einen weiteren Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten. Dabei stellen enge partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit und einer resilienten und nachhaltigen Lieferkette dar. Die Thematik hat mit den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zusätzlich an Bedeutung gewonnen.
Im Berichtsjahr hat United Internet den Ansatz und die Prozesse zur Umsetzung des LkSG in einer Grundsatzerklärung beschrieben. Die Berichterstattung über die Erfüllung der im LkSG verankerten Sorgfaltspflichten erfolgt im Rahmen eines dedizierten Berichts.
Siehe Grundsatzerklärung United Internet.
Als Zugangs- und Applikations-Provider bietet United Internet internetbasierte Anwendungen für Endkundinnen und -kunden sowie Unternehmen an – sowohl als eigenständige Produkte im Geschäftsbereich Applications“ als auch in Kombination mit den festnetz- und mobilfunkbasierten Zugangsprodukten im Geschäftsbereich „Access“. In jedem Bereich ihrer Wertschöpfungskette sieht es die United Internet-Gruppe als ihre Aufgabe an, die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu betrachten und positiven Einfluss zu nehmen.
Die Liefer- bzw. Wertschöpfungskette der United Internet Gruppe lässt sich vereinfacht wie folgt darstellen:
Aus der vorgelagerten Wertschöpfungskette bezieht United Internet sowohl Netzleistungen, Domains und Lizenzen als auch IKT-Produkte wie Endgeräte und Server. Diese Vorleistungen beruhen zum Teil wiederum auf einer mehrstufigen vorgelagerten Wertschöpfungskette, die sich bis zur Gewinnung der Rohstoffe erstreckt.
Ein wesentlicher Bestandteil der Vorleistungen sind jene für den Geschäftsbereich „Access“, allen voran die Netzleistungen (Mobilfunk und Festnetz). Bis zum Start der mobilen Dienste im eigenen Netz hatte 1&1 im Berichtsjahr Zugriff auf das Mobilfunknetz von Telefónica in Deutschland und nutzte Kapazitäten anderer Vorleistungsanbieter, zum Beispiel das Mobilfunknetz von Vodafone. Die Kundinnen und Kunden, für die Netze anderer Anbieter genutzt wurden, werden seit Ende des Jahres 2023 sukzessive auf das 1&1 Mobilfunknetz migriert.
Auch Server oder Endgeräte wie Smartphones und Tablets, die von internationalen Herstellern bezogen werden, haben ökologische Auswirkungen. Insbesondere mit Blick auf die elektronischen Bauteile können diese Auswirkungen ab der Gewinnung der Rohstoffe relevant sein.
Hier ist die soziale und ökologische Perspektive besonders relevant, denn gerade der Abbau von Rohstoffen erfolgt häufig in Ländern, in denen sowohl Arbeitsbedingungen als auch Umweltschutz auf einem niedrigeren Niveau sind als beispielsweise in Deutschland. Diese menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken analysiert United Internet fortlaufend im Rahmen von Risikoanalysen der Lieferanten, Herkunftsländer und Warengruppen.
Die Abbildung zeigt eine genauere Aufschlüsselung der roten Box „Eigene Wertschöpfung“ der oben dargestellten Wertschöpfungskette. Im Fokus der eigenen Wertschöpfung von United Internet stehen die Produktentwicklung und -veredelung, Marketing und Vertrieb sowie die Betreuung von Kundinnen und Kunden. Zudem verfügt die Unternehmensgruppe über eine eigene Logistik. Die Produkte und Leistungen basieren auf dem Betrieb eigener Rechenzentren und eines eigenen Glasfasernetzes.
Die Wertschöpfung von United Internet findet überwiegend in Deutschland oder anderen Ländern der EU oder der OECD statt. Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft, etwa der Energieverbrauch durch Rechenzentren, die Auswirkungen durch Transport und Logistik oder die Verantwortung als Arbeitgeber werden in den jeweiligen Kapiteln dieses Nachhaltigkeitsberichts behandelt. Darüber hinaus werden potenzielle menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im Rahmen dedizierter Risikoanalysen über alle Standorte bewertet.
Den Vertrieb und Kundenservice deckt United Internet teilweise auch über hiermit beauftragte Dienstleistungsunternehmen ab. Nachgelagerte Aktivitäten können von großer Relevanz sein, denn durch die vertragliche Bindung der Kundinnen und Kunden über kostenpflichtige Abonnements (über 28 Mio.) sowie werbefinanzierte Free-Accounts (rund 40 Mio.) bestehen häufig langfristige Kundenbeziehungen. Daher ist die Nutzungsphase der Produkte, bspw. hinsichtlich des Datenschutzes und der Informationssicherheit ein wesentlicher Teil des Geschäfts – auch aus Nachhaltigkeitssicht.
Zugleich sind auch Umweltthemen relevant. Durch die Transportfahrten der Dienstleistungsunternehmen wird Kraftstoff verbraucht und werden Treibhausgas-Emissionen freigesetzt. Zudem ist die umweltgerechte Entsorgung bzw. Wiederaufbereitung ausgedienter Endgeräte sowie von IT-Altgeräten ein relevanter Umweltfaktor, weshalb United Internet hier mit spezialisierten Geschäftspartnern zusammenarbeitet.
United Internet ist sich der Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung. Dies gilt sowohl für den eigenen Geschäftsbereich als auch für die Lieferkette. Um zuverlässige und langfristige Beziehungen aufzubauen und gemeinschaftlich Verantwortung zu übernehmen, nimmt United Internet Geschäftspartner mit in die Verantwortung zur Einhaltung menschenrechts- und umweltbezogener Sorgfaltspflichten und macht diese zur Grundlage der Zusammenarbeit.
Um die Einhaltung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich und in der Lieferkette sicherstellen zu können, sind bei United Internet entsprechende Abläufe und Verantwortlichkeiten in den maßgeblichen Geschäftsprozessen verankert. Hierzu zählen unter anderem die Benennung eines zentralen Menschenrechtsbeauftragten zur Überwachung des Risikomanagements sowie die Bestimmung von Menschenrechtskoordinatorinnen und -koordinatoren in relevanten Funktionen wie dem Einkauf, bei Human Resources und bei Sustainability. Diese sind verantwortlich für die funktionsbezogene Koordination der Umsetzung der Sorgfaltspflichten in den maßgeblichen Geschäftsprozessen.
United Internet hat Konzepte für die Analyse menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken im eigenen Geschäftsbereich sowie der Lieferkette erarbeitet. Auf Basis dieser Risikoanalyse-Konzepte wurden im Verlauf des Berichtsjahres 2023 potenzielle Risiken an den eigenen Unternehmensstandorten sowie innerhalb der Lieferkette durch die beteiligten Funktionen und Organisationseinheiten analysiert. Diese Risikoanalysen werden organisatorisch und in Teilen systemseitig verankert und künftig jährlich sowie anlassbezogen durchgeführt.
Im Rahmen des eigenen Geschäftsbereichs ist eine Vielzahl von Maßnahmen systematisch in den Betriebsabläufen integriert. Dies betrifft unter anderem die Prozesse, Verfahrensanweisungen und Verantwortlichkeiten im Bereich Human Resources. Diese adressieren menschenrechtliche Sorgfaltspflichten wie beispielsweise das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, die Sicherstellung angemessener Entlohnung und Arbeitsbedingungen sowie die Nichtdiskriminierung von Mitarbeitenden. Maßnahmen sind unter anderem entsprechende Arbeitsverträge, Prüfungen von Zeitarbeitsagenturen, regelmäßige Gehalts- und Mindestlohnprüfungen, eine interne Vergütungsrichtlinie, Durchführung interner Audits sowie regelmäßige Schulungen zu Diversität und Chancengleichheit. Die Themen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit werden bspw. durch jährliche Sicherheitsbegehungen und regelmäßige Schulungen und Sicherheitsunterweisungen adressiert.
Interner Verhaltenskodex
Der Verhaltenskodex der United Internet AG definiert Leitlinien für das Handeln des Konzerns und seiner Mitarbeitenden und behandelt menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich. Der Verhaltenskodex ist in allen Gesellschaften der United Internet AG implementiert und für alle Mitarbeitenden verbindlich. Ein E-Learning zum Verhaltenskodex bringt den Mitarbeitenden die Inhalte des Verhaltenskodex auf interaktive und leicht verständliche Weise näher und ist integraler Bestandteil des Onboardings.
Geschäftspartnerkodex
Der Geschäftspartner-Kodex der United Internet AG (kurz: Geschäftspartnerkodex) definiert Mindestanforderungen, die Lieferanten von United Internet zu beachten haben. United Internet erwartet, dass die Standards aus dem Geschäftspartnerkodex auch an Lieferanten des Geschäftspartners weitergegeben werden. Der Kodex macht Vorgaben zur Einhaltung der Anforderungen und zeigt das eingerichtete Beschwerdeverfahren für die Abgabe von Hinweisen auf potenzielle Verstöße auf. So stellt United Internet den Mitarbeitenden der Geschäftspartner, die auf mögliche, insbesondere menschenrechtliche und umweltbezogene Verstöße hinweisen möchten, einen vertraulichen Meldeweg zur Verfügung.
Lieferantenmanagement
United Internet baut sein Lieferantenmanagement systematisch aus. Durch den Einsatz einer dedizierten Software-Lösung werden Lieferanten in Hinblick auf potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken überprüft und risiko- sowie anlassbezogen einer Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen. Im Rahmen des Lieferantenmanagements werden menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in der Lieferkette künftig gezielt adressiert. Dies umfasst die Auswahl von Lieferanten auf Basis von formulierten Anforderungen und Qualifizierungskriterien, die Bewertung und Kontrolle von Lieferanten sowie ihre Entwicklung.
Zur frühzeitigen Identifikation von Risiken oder nachteiligen Auswirkungen hat United Internet vertrauliche Meldewege eingerichtet. Mit den Compliance-Managerinnen und -managern sowie Vertrauenspersonen stellt der Konzern vertrauliche Anlaufstellen außerhalb des unmittelbaren Arbeitsumfelds zur Verfügung. Diese persönlichen Meldewege werden ergänzt um ein elektronisches Hinweisgebersystem, das hinweisgebenden Personen auch die Möglichkeit bietet, anonym zu bleiben.
Ziel dieser Beschwerdemechanismen ist es, frühzeitig Kenntnis von menschenrechtlichen Beschwerden zu erlangen und jede Beschwerde betreffend Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Im Rahmen der Compliance-Berichterstattung wird der Vorstand quartalsweise über Beschwerden, Vorfälle und schwerwiegende Auswirkungen im Zusammenhang mit Menschenrechten informiert.
Im Geschäftsjahr 2023 hat die konzernweite Compliance-Organisation acht Hinweise auf mögliche Verstöße erhalten. Diese Hinweise wurden vollständig einer Plausibilitätsprüfung unterzogen.
In zwei Fällen konnte ein Verstoß festgestellt werden. In diesen Fällen wurden Abhilfemaßnahmen eingeleitet und umgesetzt. In sechs Fällen konnte kein Verstoß festgestellt werden. In diesen Fällen waren keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
United Internet bekennt sich zur „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ und orientiert sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UN Guiding Principles on Business and Human Rights). In den Unternehmenswerten und dem Verhaltenskodex hat United Internet Prinzipien zur Achtung der Menschenrechte berücksichtigt. Dies gilt sowohl für den internen Verhaltenskodex an die Beschäftigten als auch für den Geschäftspartnerkodex.
Im Berichtsjahr hat die Geschäftsleitung der United Internet AG eine Grundsatzerklärung veröffentlicht, die den Ansatz zur Umsetzung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) beschreibt und die Menschenrechtsstrategie und Erwartungen an Mitarbeitende und Geschäftspartner umfasst.
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