Verantwortungsvolle Lieferkette

  • Wesentliches Thema: Verantwortungsvolle Lieferkette

Verantwortungsvolle Lieferketten sind ein wichtiger Hebel, um die Wertschöpfung des Konzerns auch über den eigenen Geschäftsbereich hinaus nachhaltig zu gestalten und somit einen weiteren Beitrag für Umwelt und Gesellschaft zu leisten. Dabei stellen enge partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit und einer resilienten und nachhaltigen Lieferkette dar. Die Thematik hat mit den Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) zusätzlich an Bedeutung gewonnen.

Im Berichtsjahr hat United   Internet den Ansatz und die Prozesse zur Umsetzung des LkSG in einer Grundsatzerklärung beschrieben. Die Berichterstattung über die Erfüllung der im LkSG verankerten Sorgfaltspflichten erfolgt im Rahmen eines dedizierten Berichts.

Siehe Grundsatzerklärung United Internet.

Darstellung der Liefer- bzw. Wertschöpfungskette

  • GRI 2-6

Als Zugangs- und Applikations-Provider bietet United   Internet internetbasierte Anwendungen für Endkundinnen und -kunden sowie Unternehmen an – sowohl als eigenständige Produkte im Geschäftsbereich Applications“ als auch in Kombination mit den festnetz- und mobilfunkbasierten Zugangsprodukten im Geschäftsbereich „Access“. In jedem Bereich ihrer Wertschöpfungskette sieht es die United   Internet-Gruppe als ihre Aufgabe an, die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu betrachten und positiven Einfluss zu nehmen.

Die Liefer- bzw. Wertschöpfungskette der United   Internet Gruppe lässt sich vereinfacht wie folgt darstellen:

Grafik 202

Vorgelagert

  • GRI 308-2
  • GRI 414-2

Aus der vorgelagerten Wertschöpfungskette bezieht United   Internet sowohl Netzleistungen, Domains und Lizenzen als auch IKT-Produkte wie Endgeräte und Server. Diese Vorleistungen beruhen zum Teil wiederum auf einer mehrstufigen vorgelagerten Wertschöpfungskette, die sich bis zur Gewinnung der Rohstoffe erstreckt.

Ein wesentlicher Bestandteil der Vorleistungen sind jene für den Geschäftsbereich „Access“, allen voran die Netzleistungen (Mobilfunk und Festnetz). Bis zum Start der mobilen Dienste im eigenen Netz hatte 1&1 im Berichtsjahr Zugriff auf das Mobilfunknetz von Telefónica in Deutschland und nutzte Kapazitäten anderer Vorleistungsanbieter, zum   Beispiel das Mobilfunknetz von Vodafone. Die Kundinnen und Kunden, für die Netze anderer Anbieter genutzt wurden, werden seit Ende des Jahres 2023 sukzessive auf das 1&1 Mobilfunknetz migriert.

Auch Server oder Endgeräte wie Smartphones und Tablets, die von internationalen Herstellern bezogen werden, haben ökologische Auswirkungen. Insbesondere mit Blick auf die elektronischen Bauteile können diese Auswirkungen ab der Gewinnung der Rohstoffe relevant sein.

Hier ist die soziale und ökologische Perspektive besonders relevant, denn gerade der Abbau von Rohstoffen erfolgt häufig in Ländern, in denen sowohl Arbeitsbedingungen als auch Umweltschutz auf einem niedrigeren Niveau sind als beispielsweise in Deutschland. Diese menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken analysiert United   Internet fortlaufend im Rahmen von Risikoanalysen der Lieferanten, Herkunftsländer und Warengruppen.

Eigene Wertschöpfung

Die Abbildung zeigt eine genauere Aufschlüsselung der roten Box „Eigene Wertschöpfung“ der oben dargestellten Wertschöpfungskette. Im Fokus der eigenen Wertschöpfung von United   Internet stehen die Produktentwicklung und -veredelung, Marketing und Vertrieb sowie die Betreuung von Kundinnen und Kunden. Zudem verfügt die Unternehmensgruppe über eine eigene Logistik. Die Produkte und Leistungen basieren auf dem Betrieb eigener Rechen­zen­tren und eines eigenen Glas­fa­ser­netzes.

Die Wertschöpfung von United Internet findet überwiegend in Deutschland oder anderen Ländern der EU oder der OECD statt. Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft, etwa der Energieverbrauch durch Rechen­zen­tren, die Auswirkungen durch Transport und Logistik oder die Verantwortung als Arbeitgeber werden in den jeweiligen Kapiteln dieses Nachhaltigkeitsberichts behandelt. Darüber hinaus werden potenzielle menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken im Rahmen dedizierter Risikoanalysen über alle Standorte bewertet.

Nachgelagert

Den Vertrieb und Kundenservice deckt United   Internet teilweise auch über hiermit beauftragte Dienstleistungsunternehmen ab. Nachgelagerte Aktivitäten können von großer Relevanz sein, denn durch die vertragliche Bindung der Kundinnen und Kunden über kostenpflichtige Abonnements (über 28   Mio.) sowie werbefinanzierte Free-Accounts (rund 40   Mio.) bestehen häufig langfristige Kundenbeziehungen. Daher ist die Nutzungsphase der Produkte, bspw. hinsichtlich des Datenschutzes und der Informationssicherheit ein wesentlicher Teil des Geschäfts – auch aus Nachhaltigkeitssicht.

Zugleich sind auch Umweltthemen relevant. Durch die Transportfahrten der Dienstleistungsunternehmen wird Kraftstoff verbraucht und werden Treibhausgas-Emissionen freigesetzt. Zudem ist die umweltgerechte Entsorgung bzw. Wiederaufbereitung ausgedienter Endgeräte sowie von IT-Altgeräten ein relevanter Umweltfaktor, weshalb United Internet hier mit spezialisierten Geschäftspartnern zusammenarbeitet.

Übernahme menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten

  • GRI 308-1
  • GRI 414-1
  • GRI 414-2

United   Internet ist sich der Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung. Dies gilt sowohl für den eigenen Geschäftsbereich als auch für die Lieferkette. Um zuverlässige und langfristige Beziehungen aufzubauen und gemeinschaftlich Verantwortung zu übernehmen, nimmt United   Internet Geschäftspartner mit in die Verantwortung zur Einhaltung menschenrechts- und umweltbezogener Sorgfaltspflichten und macht diese zur Grundlage der Zusammenarbeit.

Risikomanagement – Strukturen & Verantwortlichkeiten

Um die Einhaltung der menschenrechtlichen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich und in der Lieferkette sicherstellen zu können, sind bei United   Internet entsprechende Abläufe und Verantwortlichkeiten in den maßgeblichen Geschäftsprozessen verankert. Hierzu zählen unter   anderem die Benennung eines zentralen Menschenrechtsbeauftragten zur Überwachung des Risikomanagements sowie die Bestimmung von Menschenrechtskoordinatorinnen und -koordinatoren in relevanten Funktionen wie dem Einkauf, bei Human Resources und bei Sustainability. Diese sind verantwortlich für die funktionsbezogene Koordination der Umsetzung der Sorgfaltspflichten in den maßgeblichen Geschäftsprozessen.

Risikoanalyse

United   Internet hat Konzepte für die Analyse menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken im eigenen Geschäftsbereich sowie der Lieferkette erarbeitet. Auf Basis dieser Risikoanalyse-Konzepte wurden im Verlauf des Berichtsjahres 2023 potenzielle Risiken an den eigenen Unternehmensstandorten sowie innerhalb der Lieferkette durch die beteiligten Funktionen und Organisationseinheiten analysiert. Diese Risikoanalysen werden organisatorisch und in Teilen systemseitig verankert und künftig jährlich sowie anlassbezogen durchgeführt.

  • Für die Risikoanalyse im eigenen Geschäftsbereich wurde ein Fragebogen mit zugehörigem Bewertungskonzept entwickelt. So kann United   Internet die menschenrechtlichen und umweltbezogenen Risiken ermitteln, gewichten und priorisieren. Pro Standort bzw. Standort-Cluster werden die einzelnen Risikokategorien durch die funktionsrelevanten Ansprechpersonen gemäß der ermittelten Eintrittswahrscheinlichkeit sowie des erwarteten Schweregrads (Auswirkung, Umfang, Unumkehrbarkeit) bewertet. Dabei werden verschiedene Bewertungskategorien betrachtet, wie bspw. das Vorhandensein eines zertifizierten Management-Systems, klare Rollen und Verantwortlichkeiten, Verfahrensanweisungen, etablierte Prozesse und Praktiken sowie Kennzahlen und Berichtsstrukturen. Die Ergebnisse der Risikoanalyse fließen fortlaufend in die unternehmerischen Entscheidungsprozesse bei United   Internet ein und bilden die Grundlage für die Identifikation angemessener Ziele, Präventions- und Abhilfemaßnahmen.

  • Für die Risikoanalyse der Lieferkette wird eine bewährte Software-Lösung eingesetzt, mit deren Hilfe zunächst eine Bewertung der Länder- und Branchenrisiken in Hinblick auf menschenrechtliche, umweltbezogene und ethische Risiken erfolgt. Auf Basis dieser abstrakten (Brutto-)Risikoanalyse werden potenzielle Risikolieferanten ermittelt und priorisiert. In Bezug auf Bruttorisikolieferanten findet ein Dialog-Prozess zwischen der Menschenrechtskoordinatorin im Einkauf und den für die jeweiligen Lieferanten zuständigen Einkäuferinnen und Einkäufern statt. Im Rahmen dieses Prozesses werden sowohl die ermittelten Bruttorisiken als auch darauf abzielende bestehende und zukünftige Präventionsmaßnahmen besprochen.

  • Unter Berücksichtigung bereits etablierter Präventionsmaßnahmen wird die Nettorisikobewertung der Lieferanten durchgeführt und dann weitere Präventionsmaßnahmen abgeleitet. Darüber hinaus fließen Erkenntnisse, die durch das Beschwerdeverfahren gewonnen werden, in die Risikoanalyse ein.

Präventions- und Abhilfemaßnahmen

Im Rahmen des eigenen Geschäftsbereichs ist eine Vielzahl von Maßnahmen systematisch in den Betriebsabläufen integriert. Dies betrifft unter   anderem die Prozesse, Verfahrensanweisungen und Verantwortlichkeiten im Bereich Human Resources. Diese adressieren menschenrechtliche Sorgfaltspflichten wie beispielsweise das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, die Sicherstellung angemessener Entlohnung und Arbeitsbedingungen sowie die Nichtdiskriminierung von Mitar­bei­tenden. Maßnahmen sind unter   anderem entsprechende Arbeitsverträge, Prüfungen von Zeitarbeitsagenturen, regelmäßige Gehalts- und Mindestlohnprüfungen, eine interne Vergütungsrichtlinie, Durchführung interner Audits sowie regelmäßige Schulungen zu Diversität und Chancengleichheit. Die Themen Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit werden bspw. durch jährliche Sicherheitsbegehungen und regelmäßige Schulungen und Sicherheitsunterweisungen adressiert.

Interner Verhaltenskodex

Der Verhaltenskodex der United   Internet AG definiert Leitlinien für das Handeln des Konzerns und seiner Mitar­bei­tenden und behandelt menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich. Der Verhaltenskodex ist in allen Gesellschaften der United   Internet AG implementiert und für alle Mitar­bei­tenden verbindlich. Ein E-Learning zum Verhaltenskodex bringt den Mitar­bei­tenden die Inhalte des Verhaltenskodex auf interaktive und leicht verständliche Weise näher und ist integraler Bestandteil des Onboardings.

Geschäftspartnerkodex

  • GRI 308-1
  • GRI 408-1
  • GRI 409-1
  • GRI 414-1
  • GRI 414-2

Der Geschäftspartner-Kodex der United Internet AG (kurz: Geschäftspartnerkodex) definiert Mindestanforderungen, die Lieferanten von United Internet zu beachten haben. United Internet erwartet, dass die Standards aus dem Geschäftspartnerkodex auch an Lieferanten des Geschäftspartners weitergegeben werden. Der Kodex macht Vorgaben zur Einhaltung der Anforderungen und zeigt das eingerichtete Beschwerdeverfahren für die Abgabe von Hinweisen auf potenzielle Verstöße auf. So stellt United Internet den Mitar­bei­tenden der Geschäftspartner, die auf mögliche, insbesondere menschenrechtliche und umweltbezogene Verstöße hinweisen möchten, einen vertraulichen Meldeweg zur Verfügung.

Lieferantenmanagement

United   Internet baut sein Lieferantenmanagement systematisch aus. Durch den Einsatz einer dedizierten Software-Lösung werden Lieferanten in Hinblick auf potenzielle Nachhaltigkeitsrisiken überprüft und risiko- sowie anlassbezogen einer Nachhaltigkeitsbewertung unterzogen. Im Rahmen des Lieferantenmanagements werden menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken in der Lieferkette künftig gezielt adressiert. Dies umfasst die Auswahl von Lieferanten auf Basis von formulierten Anforderungen und Qualifizierungskriterien, die Bewertung und Kontrolle von Lieferanten sowie ihre Entwicklung.

Beschwerdeverfahren

Zur frühzeitigen Identifikation von Risiken oder nachteiligen Auswirkungen hat United   Internet vertrauliche Meldewege eingerichtet. Mit den Compliance-Managerinnen und -managern sowie Vertrauenspersonen stellt der Konzern vertrauliche Anlaufstellen außerhalb des unmittelbaren Arbeitsumfelds zur Verfügung. Diese persönlichen Meldewege werden ergänzt um ein elektronisches Hinweisgebersystem, das hinweisgebenden Personen auch die Möglichkeit bietet, anonym zu bleiben.

Ziel dieser Beschwerdemechanismen ist es, frühzeitig Kenntnis von menschenrechtlichen Beschwerden zu erlangen und jede Beschwerde betreffend Menschenrechtsverletzungen aufzuklären. Im Rahmen der Compliance-Berichterstattung wird der Vorstand quartalsweise über Beschwerden, Vorfälle und schwerwiegende Auswirkungen im Zusammenhang mit Menschenrechten informiert.

Im Geschäftsjahr   2023 hat die konzernweite Compliance-Organisation acht Hinweise auf mögliche Verstöße erhalten. Diese Hinweise wurden vollständig einer Plausibilitätsprüfung unterzogen.

In zwei Fällen konnte ein Verstoß festgestellt werden. In diesen Fällen wurden Abhilfemaßnahmen eingeleitet und umgesetzt. In sechs Fällen konnte kein Verstoß festgestellt werden. In diesen Fällen waren keine weiteren Maßnahmen erforderlich.

Grundsatzerklärung

United   Internet bekennt sich zur „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen“ und orientiert sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UN Guiding Principles on Business and Human Rights). In den Unternehmenswerten und dem Verhaltenskodex hat United   Internet Prinzipien zur Achtung der Menschenrechte berücksichtigt. Dies gilt sowohl für den internen Verhaltenskodex an die Beschäftigten als auch für den Geschäftspartnerkodex.

Im Berichtsjahr hat die Geschäftsleitung der United   Internet AG eine Grundsatzerklärung veröffentlicht, die den Ansatz zur Umsetzung menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) beschreibt und die Menschenrechtsstrategie und Erwartungen an Mitar­bei­tende und Geschäftspartner umfasst.

Siehe Grundsatzerklärung United Internet.