2. Wirtschaftsbericht

2.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

Entwicklung der Gesamtwirtschaft

Infolge der Coronavirus-Pandemie hat der Internationale Währungsfonds (IWF) bereits nach Ablauf des 1. Quartals 2020 in seinem aktualisierten Konjunkturausblick (World Economic Outlook, Update April 2020) seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaftin 2020um -6,3 Prozentpunkte (im Vergleich zur Januar-Prognose) auf –3,0 % drastisch nach unten reduziert. Damit erwartete der IWF bereits die schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren.

Im Rahmen des letzten Updates vom 26. Januar 2021 hat der IWF für das Jahr 2020 – nach vorläufigen Berechnungen – einen Rückgang der Weltwirtschaft von -3,5 % ausgewiesen. Das Wachstum lag damit deutlich unter dem Vorjahresniveau (+2,8 %) und gleichzeitig 6,8 Prozentpunkte unter der IWF-Prognose vom Januar 2020 (+3,3 %).

Auch für die nordamerikanischen Zielländer der United Internet Gruppe hat der Fonds seine Prognosen bereits unterjährig gesenkt. Letztendlich erwartet der IWF für die USA ein Minus von -3,4 % (Vorjahr: +2,2 %) und somit 5,4 Prozentpunkte weniger als in der Januar-Prognose. Die Berechnungen für Kanada sehen einen Rückgang um -5,5 % (Vorjahr: +1,9 %) vor und damit 7,3 Prozentpunkte weniger als ursprünglich erwartet. Und für Mexiko wird der Rückgang der Wirtschaftsleistung auf -8,5 % beziffert (Vorjahr: -0,1 %) und damit auf 9,5 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem Blick auf die für United Internet wichtige Euro-Zone. Für diese hat der IWF seine Prognose ebenfalls kräftig nach unten korrigiert und erwartet aktuell einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um -7,2 % (Vorjahr: +1,3 %) und damit 8,5 Prozentpunkte weniger als noch im Januar. Dabei wurde für Frankreich ein Minus von -9,0 % (Vorjahr: +1,5 %), für Italien -9,2 % (Vorjahr: +0,3 %) und für Spanien -11,1 % (Vorjahr: +2,0 %) errechnet. Dies sind für Frankreich 10,3 Prozentpunkte, für Italien 9,7 Prozentpunkte und für Spanien 12,7 Prozentpunkte weniger als noch im Rahmen der Januar-Prognose erwartet.

Für Großbritannien erwartet der IWF inzwischen eine Rezession um -10,0 % (Vorjahr: +1,4 %) und damit 11,4 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn.

Und auch die Konjunkturerwartung für den aus Sicht von United Internet mit Abstand wichtigsten Markt, Deutschland (Umsatzanteil 2020: über 91 %), hat der IWF unterjährig um 6,5 Prozentpunkte nach unten korrigiert und erwartet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um -5,4 % (Vorjahr: +0,6 %).

Die Berechnungen des Fonds für Deutschland bleiben dabei unter den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), das einen Rückgang des (preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts (BIP) von -5,0 % (Vorjahr: +0,6 %) festgestellt hat. Die deutsche Wirtschaft ist damit nach einer zehnjährigen Wachstumsphase im Corona-Krisenjahr 2020 in eine tiefe Rezession geraten, ähnlich wie zuletzt während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Der konjunkturelle Einbruch fiel aber weniger stark aus als 2009 mit damals -5,7 %. Preis- und kalenderbereinigt errechnet sich für 2020 ein Rückgang des BIP um -5,3 %, da das abgelaufene Jahr mehr Arbeitstage hatte als das Jahr 2019.

Unterjährige Veränderungen der Wachstumsprognosen 2020 für wesentliche Zielländer und -regionen von United Internet

Januar-
Prognose

April-
Prognose

Juni-
Prognose

Oktober-
Prognose

Ist 2020

Abweichung zur
Januar-Prognose

Welt

3,3 %

- 3,0 %

- 4,9 %

- 4,4 %

- 3,5 %

- 6,8 Prozentpunkte

USA

2,0 %

- 5,9 %

- 8,0 %

- 4,3 %

- 3,4 %

- 5,4 Prozentpunkte

Kanada

1,8 %

- 6,2 %

- 8,4 %

- 7,1 %

- 5,5 %

- 7,3 Prozentpunkte

Mexiko

1,0 %

- 6,6 %

- 10,5 %

- 9,0 %

- 8,5 %

- 9,5 Prozentpunkte

Euro-Zone

1,3 %

- 7,5 %

- 10,2 %

- 8,3 %

- 7,2 %

- 8,5 Prozentpunkte

Frankreich

1,3 %

- 7,2 %

- 12,5 %

- 9,8 %

- 9,0 %

- 10,3 Prozentpunkte

Spanien

1,6 %

- 8,0 %

- 12,8 %

- 12,8 %

- 11,1 %

- 12,7 Prozentpunkte

Italien

0,5 %

- 9,1 %

- 12,8 %

- 10,6 %

- 9,2 %

- 9,7 Prozentpunkte

Großbritannien

1,4 %

- 6,5 %

- 10,2 %

- 9,8 %

- 10,0 %

- 11,4 Prozentpunkte

Deutschland

1,1 %

- 7,0 %

- 7,8 %

- 6,0 %

- 5,4 %

- 6,5 Prozentpunkte

Quelle: Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook (Update), Januar 2021

Mehrperiodenübersicht: Entwicklung des BIP in wesentlichen Zielländern und -regionen von United Internet

2016

2017

2018

2019

2020

Veränderung zum Vorjahr

Welt

3,2 %

3,7 %

3,6 %

2,8 %

- 3,5 %

- 6,3 Prozentpunkte

USA

1,5 %

2,3 %

2,9 %

2,2 %

- 3,4 %

- 5,6 Prozentpunkte

Kanada

1,4 %

3,0 %

1,9 %

1,9 %

- 5,5 %

- 7,4 Prozentpunkte

Mexiko

2,9 %

2,0 %

2,1 %

- 0,1 %

- 8,5 %

- 8,4 Prozentpunkte

Euro-Zone

1,8 %

2,4 %

1,9 %

1,3 %

- 7,2 %

- 8,5 Prozentpunkte

Frankreich

1,2 %

1,8 %

1,7 %

1,5 %

- 9,0 %

- 10,5 Prozentpunkte

Spanien

3,3 %

3,1 %

2,4 %

2,0 %

- 11,1 %

- 13,1 Prozentpunkte

Italien

0,9 %

1,6 %

0,8 %

0,3 %

- 9,2 %

- 9,5 Prozentpunkte

Großbritannien

1,9 %

1,7 %

1,3 %

1,4 %

- 10,0 %

- 11,4 Prozentpunkte

Deutschland

1,9 %

2,5 %

1,5 %

0,6 %

- 5,4 %

- 6,0 Prozentpunkte

Quelle: Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook (Update), Januar 2021

Mehrperiodenübersicht: Entwicklung des preisbereinigten BIP in Deutschland

2016

2017

2018

2019

2020

Veränderung zum Vorjahr

BIP

2,2 %

2,6 %

1,3 %

0,6 %

- 5,0 %

- 5,6 Prozentpunkte

Quelle: Destatis, Januar 2021

Entwicklung der Branche / Kernmärkte

Für den deutschen ITK-Markt hat der Branchenverband Bitkom im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz (13. Januar 2021) für 2020 einen Rückgang um -0,6 % (Vorjahr: +1,9 %) auf 169,8 Mrd. € unterstellt. Zu Jahresanfang 2020 und somit im Vorfeld der Coronavirus-Pandemie war der Verband noch von einem Umsatzwachstum von +1,5 % ausgegangen. Trotz des Rückgangs ist die deutsche ITK-Branche damit bislang vergleichsweise gut durch die Coronavirus-Krise gekommen.

Der Rückgang des Gesamtmarktes ITK resultiert insbesondere aus rückläufigen Umsätzen in der Informationstechnik.Die Umsätze in diesem größten Teilmarkt sanken laut BITKOM-Prognose 2020 um -0,7 % (Vorjahr: +4,0 %) auf 94,6 Mrd. € - nachdem zu Jahresbeginn noch ein Wachstum von +2,7 % erwartet wurde. Dabei entwickelten sich die einzelnen Bereiche sehr unterschiedlich: +3,2 % bei IT-Hardware (Vorjahr: +3,2 %), -1,0 % bei Software (Vorjahr: +7,3 %) sowie -3,2 % bei IT-Services (Vorjahr: +2,4 %). Die trotz Pandemie unverändert positive Entwicklung im Bereich IT-Hardware resultiert auch aus dem kräftig wachsenden Kerngeschäft von United Internet, dem Cloud-Computing-Geschäft, da IT-Infrastruktur zunehmend gemietet statt gekauft wird. So ist der Unterbereich Infrastructure-as-a-Service, also das Geschäft mit gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten, in 2020 um 39,5 % auf 2,1 Mrd. € gewachsen.

Stabilisierend auf den Gesamtmarkt ITK hat sich der Teilmarkt Telekommunikation ausgewirkt. Für diesen zweiten Kernmarkt von United Internet erwartet der Branchenverband lediglich einen moderaten Rückgang um -0,1 % (Vorjahr: +0,1 %) auf 66,7 Mrd. € - nachdem zu Jahresbeginn ein Wachstum um +1,0 % erwartet wurde. Auch im Telekommunikationsmarkt entwickelten sich die einzelnen Bereiche recht unterschiedlich: +0,3 % bei Endgeräten (Vorjahr: +0,1 %), +0,1 % bei Telekommunikationsdiensten (Vorjahr: -0,1 %) sowie -2,4 % bei Infrastruktur (Vorjahr: +1,5 %).

Der kleinste Teilmarkt, der für United Internet unwesentliche Markt der Unterhaltungselektronik befindet sich weiter auf Talfahrt und verlor mit -3,0 % (Vorjahr: -5,6 %) erneut deutlich auf 8,5 Mrd. €. Dabei konnte laut Bitkom auch der pandemiebedingte Boom einzelner Produktbereiche (z. B. Spielekonsolen, Wearables und Headsets) den Abwärtstrend nicht aufhalten.

Die aus Sicht des Geschäftsmodells von United Internet wichtigsten ITK-Märkte sind insbesondere der deutsche Telekommunikationsmarkt (Breitband-Anschlüsse und Mobile-Internet) im überwiegend abonnementfinanzierten Geschäftsbereich „Access“ sowie der weltweite Cloud-Computing-Markt und der deutsche Online-Werbemarkt im abonnement- und werbefinanzierten Geschäftsbereich „Applications“.

(Stationärer) Breitband-Markt in Deutschland

Die Nachfrage nach neuen festnetzbasierten Breitband-Anschlüssen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren infolge der bereits breiten Haushaltsabdeckung sowie des starken Trends zur mobilen Internetnutzung verlangsamt. Mit einem erwarteten Plus von 1,0 Mio. bzw. 2,8 % neuen Anschlüssen in 2020 auf 36,2 Mio. blieb die Anzahl der Neuschaltungen deutlich hinter früheren Rekordjahren zurück. Zu diesem Ergebnis kamen der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und Dialog Consult in ihrer gemeinsamen „22. TK-Marktanalyse Deutschland 2020“ (Oktober 2020). Bei vorgenanntem Zuwachs legten die für United Internet relevanten Anschlüsse in den beiden Technologiebereichen DSL und FTTB / FTTH um 0,3 Mio. auf 25,6 Mio. bzw. um 0,4 Mio. auf 1,9 Mio. zu. Die Anzahl der Kabelanschlüsse stieg um 0,3 Mio. auf 8,7 Mio. Weitere

Die im Festnetzgeschäft erzielten Umsätze lagen mit 33,0 Mrd. € in 2020 leicht um +0,6 % über dem Vorjahresniveau (32,8 Mrd. €). In diesen Umsatzzahlen enthalten sind – neben den Endkundenumsätzen – u. a. auch Vorleistungs-, Interconnection- und Endgeräteumsätze.

Weitaus stärker als die Anzahl der neu geschalteten Anschlüsse und die im Festnetz realisierten Umsätze hat sich gemäß einer Hochrechnung von Dialog Consult / VATM das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen – als Indikator für die weiter steigende Nutzung von z. B. IPTV oder Cloud-Anwendungen – mit einem Anstieg um 25,0 % auf 168,1 GB (pro Anschluss und Monat) entwickelt. Entsprechend stark entwickelte sich auch die Nachfrage nach leistungsstärkeren Breitband-Anschlüssen. So stieg etwa der Anteil von geschalteten Breitband-Anschlüssen mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 MBit / s von 40,3 % im Vorjahr um 6,4 Prozentpunkte auf 46,7 % in 2020.

Markt-Kennzahlen: Festnetz in Deutschland

2020

2019

Veränderung

Festnetz-Umsätze (in Mrd. €)

33,0

32,8

+ 0,6 %

Quelle: Dialog Consult / VATM, TK-Marktanalyse Deutschland 2020, Oktober 2020

Mobile-Internet-Markt in Deutschland

Im deutschen Mobilfunk-Markt hat sich die Anzahl der aktiven SIM-Karten nach Schätzungen von Dialog Consult / VATM im Rahmen ihrer gemeinsamen „22. TK-Marktanalyse Deutschland 2020“ in 2020 um 8,6 Mio. bzw. 6,1 % auf 148,7 Mio. erhöht. Der Zuwachs resultiert dabei aus den sogenannten M2M-SIM-Karten (Machine-to-Machine-SIM-Karten), die z. B. für den automatisierten Informationsaustausch zwischen Maschinen, Automaten, Fahrzeugen etc. untereinander und / oder mit einer zentralen Leitstelle eingesetzt werden, die um 9,5 Mio. auf 39,1 Mio. zulegten. Die Zahl der persönlichen SIM ging hingegen um 0,9 Mio. auf 109,6 Mio. zurück.

Die Mobilfunkumsätze stiegen gleichzeitig um +1,6 % auf 25,9 Mrd. €. Auch in diesen Umsatzzahlen sind – neben den Endkundenumsätzen – Interconnection-, Wholesale- und Endgeräteumsätze enthalten.

Weitaus stärker als die SIM-Karten-Anzahl und die Mobilfunkumsätze nahm dabei nach Prognosen von Dialog Consult / VATM das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen (pro Anschluss und Monat) – als Zeichen für die zunehmende Nutzung mobiler Datendienste – um 45,4 % auf 3,0 GB zu. Gleichzeitig legte auch die Anzahl der für die schnelleren 4G / 5G Netze geeigneten SIM-Karten um 12,9 Mio. auf 75,4 Mio. zu, während 2G / 3G SIM-Karten um 13,8 Mio. auf 34,2 Mio. zurückgingen.

Markt-Kennzahlen: Mobilfunk in Deutschland

2020

2019

Veränderung

Mobilfunk-Umsätze (in Mrd. €)

25,9

25,5

+ 1,6 %

Quelle: Dialog Consult / VATM, TK-Marktanalyse Deutschland 2020, Oktober 2020

Cloud-Computing-Markt weltweit

Auch der Cloud-Computing-Markt hat sich in 2020 dynamisch weiterentwickelt. In einem Update der Studie „Forecast Analysis: Public Cloud Services, Worldwide, 2018-2024, 3Q20 Update“ (September 2020) erwartet Gartner, Inc. für 2020 ein weltweites Wachstum für Public Cloud Services von 242,69 Mrd. USD um +6,1 % auf 257,54 Mrd. USD.

Dabei profitierte der Markt von einem „Digitalisierungsschub“ bei Unternehmen und Behörden infolge der Coronavirus-Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns. Gegenläufig wirkten sich notwendige Sparmaßnahmen von Unternehmen und Behörden (Verzögerungen bei Ausschreibungen und Auftragserteilung) in manchen Bereichen infolge der weltweiten pandemiebedingten Rezession wachstumshemmend aus. So blieb das vorgenannte Marktwachstum von +6,1 % deutlich hinter dem des Vorjahres (+22,0 %) zurück.

Gleichwohl ist Cloud Computing kein kurzfristiger Trend, sondern bedeutet einen tief greifenden Wandel bei der Bereitstellung und Nutzung von IT-Leistungen. Die genannten Zahlen zeigen, welche Dynamik in diesem Markt steckt. Die Anwender von IT erhalten mit Cloud Computing bessere Leistungen für weniger Geld. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen bekommen dadurch Zugang zu IT-Anwendungen, die sich in der Vergangenheit nur große Unternehmen leisten konnten.

Markt-Kennzahlen: Cloud Computing weltweit

in Mrd. USD

2020

2019

Veränderung

Umsatz Public Cloud Services weltweit

257,54

242,69

+ 6,1 %

davon Application Infrastructure Services (PaaS)

43,82

37,51

+ 16,8 %

davon Application Services (SaaS)

101,48

102,06

- 0,6 %

davon System Infrastructure Services (laaS)

51,42

44,46

+ 15,7 %

davon Management and Security Services

14,88

12,84

+ 15,9 %

davon Business Process Services (BPaaS)

44,74

45,20

- 1,0 %

davon Cloud Desktop as a Service (DaaS)

1,20

0,62

+ 93,5 %

Quelle: Gartner, September 2020

Online-Werbemarkt in Deutschland

Bei den im deutschen Online-Werbemarkt erzielten Umsätzen erwartet die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers – laut der Studie „German Entertainment and Media Outlook 2020 - 2024“ (November 2020) – einen Rückgang um -4,7 % auf insgesamt 8,09 Mrd. € in 2020.

Ursächlich für diesen starken Rückgang sieht PricewaterhouseCoopers in den – infolge der Coronavirus-Pandemie – gesunkenen Preise sowie den kurzfristigen Pausierungen und Stornierungen von Werbekam-pagnen aus Angst vor Liquiditätsengpässen. PricewaterhouseCoopers sieht damit auch den generellen Trend bestätigt, dass in Zeiten der Rezession die Kürzung von Werbebudgets die erste Einsparungsmaß-nahme darstellt. Dabei reduzierten Branchen wie die Tourismus- oder die Bekleidungsbranche, die besonders schwer von der Pandemie betroffen sind, die Budgets stärker als andere. Hinzu kam, dass Kampagnen in der Online-Werbung im Vergleich zur traditionellen Werbung flexibler storniert, pausiert oder verschoben werden können.

Für die Rückgänge verantwortlich zeichnete sich primär der Bereich der Desktop-Werbung, der um -8,3 % auf 4,22 Mrd. € nachgab. Der Bereich Mobile-Werbung ging hingegen „nur“ um -0,5 % auf 3,87 Mrd. € zurück.

Beim Blick auf die Werbeformate wird deutlich, dass im Gesamtmarkt insbesondere Display-Werbung (-10,0 %) und Affiliate / Classifieds (-8,8 %) die stärksten Rückgänge verzeichnen mussten.

Markt-Kennzahlen: Online-Werbung in Deutschland (Mobile-Werbung & Desktop-Werbung)

in Mrd. €

2020

2019

Veränderung

Online-Werbeumsätze

8,09

8,49

- 4,7 %

davon Suchwortvermarktung

3,40

3,45

- 1,4 %

davon Display-Werbung

2,42

2,69

- 10,0 %

davon Affiliate / Classifieds

0,73

0,80

- 8,8 %

davon Video-Werbung

1,54

1,55

- 0,6 %

Quelle: PricewaterhouseCoopers, German Entertainment and Media Outlook 2020 – 2024, November 2020

Rechtliche Rahmenbedingungen / wesentliche Ereignisse

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit von United Internet blieben im Geschäftsjahr 2020 im Vergleich zum Geschäftsjahr 2019 im Wesentlichen konstant und hatten daher keinen maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung im United Internet Konzern.

Wesentliche Ereignisse

Coronavirus-Pandemie

Infolge der Coronavirus-Pandemie hat der Internationale Währungsfonds (IWF) bereits nach Ablauf des 1. Quartals 2020 seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft in 2020 um -6,3 % Prozentpunkte auf –3,0 % drastisch nach unten reduziert. Damit erwartete der IWF bereits die schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Letztendlich konstatierte der IWF einen Rückgang der Weltwirtschaft um -3,5 %, der Wirtschaft der Euro-Zone um –7,2 % und der deutschen Volkswirtschaft um -5,4 %.

Trotz des stabilen und weitgehend konjunkturunabhängigen Geschäftsmodells wurde auch die Geschäftstätigkeit von United Internet im Geschäftsjahr 2020 von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie beeinflusst – wenn auch in deutlich geringerem Ausmaße als andere Branchen und Unternehmen. Dabei machte sich die Pandemie bei United Internet in den Segmenten „Consumer Access“ und „Consumer Applications“ negativ bemerkbar, wohingegen sich im Segment „Business Access“ leicht positive Effekte ergaben. Aus Sicht des Konzerns ergaben sich daraus in Summe negative Umsatzeffekte in Höhe von -25,1 Mio. € sowie negative Ergebniseffekte in Höhe von -27,2 Mio. €. Im Zuge der Pandemie waren bei United Internet keine gesteigerten Zahlungsausfälle zu verzeichnen.

  • „Consumer Access“Während sich im Segment „Consumer Access” im 1. Quartal 2020 noch positive Umsatzeffekte aus dem temporär veränderten Nutzungsverhalten der Kunden infolge der Coronavirus-Pandemie ergaben (insbesondere im Bereich der Telefonie, u. a. durch Home-Office-Regelungen und Kontaktverbote), wurden diese in den Folgequartalen durch Umsatzeinbußen (insbesondere fehlende International-Roaming-Umsätze) überlagert, die sich aus den temporär sehr eingeschränkten Reisemög-lichkeiten der Kunden in diesem Segment ergeben haben. Insgesamt entstand so ein negativer Umsatzeffekt in Höhe von -24,1 Mio. €. Gleichzeitig wirkte sich das vorgenannte temporär veränderte Nutzungsverhalten der Kunden (insbesondere in den Bereichen Telefonie und International-Roaming) mit -25,2 Mio. € (im Vergleich zur Planung 2020) belastend auf die Ergebniskennzahlen des Segments aus. Negative Effekte in Form von erhöhten Zahlungsausfällen gab es nicht.
  • „Business Access“Gegenläufig machten sich im Segment „Business Access“ positive Effekte aus dem stärkeren Telefonie-Geschäft (Voice) infolge der Coronavirus-Pandemie bemerkbar, die sich mit +3,8 Mio. € beim Umsatz sowie +1,6 Mio. € beim EBITDA auswirkten.
  • „Consumer Applications“Im Segment „Consumer Applications“ wurde das Online-Werbegeschäft insbesondere im 2. und zum Teil auch noch im 3. Quartal 2020 von einem Rückgang des Online-Werbemarktes infolge der starken Zurückhaltung vieler Werbetreibenden während der Coronavirus-Pandemie beeinflusst. Insgesamt wirkten sich die pandemiebedingten Einbußen im Vermarktungsgeschäft mit -4,8 Mio. € beim Umsatz sowie mit -3,6 Mio. € bei den Ergebniskennzahlen aus.
Verhandlungen über eine National-Roaming-Vereinbarung

Neben dem operativen Geschäft war das Geschäftsjahr 2020 geprägt von den Vorbereitungen für den Bau des eigenen Mobilfunknetzes sowie den laufenden Verhandlungen einer während des Übergangszeitraums, in dem 1&1 Drillisch das Netz sukzessive errichtet, notwendigen National-Roaming-Vereinbarung. 1&1 Drillisch hat mit Ad-hoc vom 15. Februar 2021 darüber berichtet, dass sie das nach Prüfung durch die EU-Kommission verbesserte Angebot von Telefónica Deutschland für National Roaming und damit verbunden auch für MBA MVNO-Vorleistungen annimmt. Mit dem Vertragsschluss, den das Telefónica Angebot bis ca. Mitte Mai 2021 vorsieht, würde eine weitere wesentliche Voraussetzung für den geplanten Aufbau eines leistungsfähigen 5G-Mobilfunknetzes umgesetzt.

Die im National Roaming angebotenen Preise sollen rückwirkend ab Juli 2020 auch für den laufenden MBA MVNO-Vertrag gelten. Telefónica stellt im MBA MVNO-Vertrag seit Juli 2020 gleichbleibend hohe Vorleistungspreise in Rechnung, während die Vorleistungspreise vor Juli 2020 bislang stets gesunken sind. Hierdurch wurde das Ergebnis des Geschäftsjahres 2020 belastet.

Das Telefónica-Angebot zu National Roaming setzt wieder auf den Preismechanismen der ersten fünf Jahre des MBA MVNO-Vertrags auf. Insbesondere sind wieder jährlich sinkende Datenpreise vorgesehen, die niedriger sind als die derzeit unter dem MBA MVNO-Vertrag abgerechneten Preise. Ein Vertragsschluss hätte für 1&1 Drillisch bezogen auf den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 einen positiven Ergebniseffekt von ca. 34,4 Mio. € zur Folge, der im Geschäftsjahr 2021 als periodenfremder Ertrag zu erfassen wäre.

Status der Preisanpassungsverfahren

1&1 Drillisch hat im Rahmen ihrer Finanzberichterstattungen darüber informiert, dass gewisse Vorleistungspreise Gegenstand mehrerer von 1&1 Drillisch eingeleiteter schiedsgutachterlicher Verfahren sind, in deren Rahmen 1&1 Drillisch verbindliche Entscheidungen über die Art und Höhe dauerhafter Preisanpassungen in Form rückwirkend niedrigerer Vorleistungspreise erwartet. Im Schiedsgutachterverfahren zur Überprüfung einer von Telefónica im Dezember 2018 unter Bezugnahme auf die Frequenzauktion 2015 vorgenommenen Preiserhöhung um einmalig rund 64 Mio. € hat der Gutachter am 17. Dezember 2020 das finale Gutachten vorgelegt. Der Schiedsgutachter kommt zu dem Ergebnis, dass diese Preiserhöhung im geprüften Zeitraum (2016 bis 2020) in voller Höhe unberechtigt ist. Dementsprechend führt sie auch zu keiner Zahlungsverpflichtung von 1&1 Drillisch. Ansonsten sind keine von Telefónica initiierten Schiedsgutachterverfahren mehr anhängig.

Umgekehrt fordert 1&1 Drillisch in seinen Preisanpassungsverfahren 2, 5 und 6 rückwirkend von Telefónica erhebliche Reduktionen der Vorleistungspreise des MBA MVNO-Vertrags.

Neue kombinierte VDSL-/FTTH-Vereinbarung mit der Deutschen Telekom

United Internet hat am 15. Februar 2021 bekannt gegeben, dass das Tochterunternehmen 1&1 Drillisch AG ihr Glasfaser-Angebot ausweitet und zukünftig VDSL- und FTTH-Vorleistungen (Fiber to the Home / „FTTH“) von ihrer Schwestergesellschaft 1&1 Versatel erhalten wird. Zu diesem Zweck hat 1&1 Drillisch mit 1&1 Versatel den langfristigen Bezug von FTTH- und VDSL-Komplettpaketen inkl. Voice und IP-TV ab dem 1. April 2021 vereinbart.

Parallel dazu hat 1&1 Versatel mit der Deutschen Telekom einen Vertrag über die Nutzung derer FTTH- und VDSL-Haushaltsanschlüsse geschlossen. Diese ermöglichen 1&1 Versatel die Bereitstellung von FTTH-/VDSL-Komplettpaketen für 1&1 Drillisch, da das bundesweite Transportnetz von 1&1 Versatel weitgehend mit den regionalen Breitband-Netzen der Deutschen Telekom verbunden ist.

Neben dem bereits vorhandenen Zugriff auf FTTH-Anschlüsse namhafter City Carrier erhält 1&1 Versatel so Zugang zu zunächst ca. 750.000 weiteren FTTH-Anschlüssen. Die Zahl der vermarktbaren FTTH-Anschlüsse der Deutschen Telekom soll sich in den nächsten Jahren um durchschnittlich 2 Mio. Haushalte jährlich erhöhen.

FTTH-Anschlüsse für Privathaushalte ermöglichen Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s. Noch nicht mit FTTH ausgestattete Haushalte werden mit VDSL-Anschlüssen (bis zu 250 Mbit/s) versorgt.

Der bisher zwischen 1&1 Drillisch und der Deutschen Telekom bestehende reine VDSL-Vorleistungsvertrag wird angesichts der Vorteile der neuen kombinierten VDSL-/FTTH-Vereinbarung im Einvernehmen der Parteien vorzeitig aufgehoben. Da die vorzeitige Vertragsbeendigung und der zeitnahe Abschluss des Vertrages zum Abschlussstichtag bereits hinreichend konkretisiert waren, kam es im 1&1 Drillisch Teilkonzern im Geschäftsjahr 2020 zur Ausbuchung abgegrenzter Aufwendungen (in Höhe von 129,9 Mio. €) als Folge einer Schätzungsänderung hinsichtlich der Vertragslaufzeit. Der einmalige Sondereffekt ist nicht-cashwirksam und wird durch positive Effekte aus der erweiterten Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom langfristig deutlich übertroffen werden.

Die neue FTTH-/VDSL-Vereinbarung mit der Deutschen Telekom steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Bundesnetzagentur als zuständige Regulierungsbehörde.

Darüber hinaus fanden im Geschäftsjahr 2020 keine wesentlichen Ereignisse statt, die einen maßgeblichen Einfluss auf den Geschäftsverlauf hatten.