2. Wirtschaftsbericht

2.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

Entwicklung der Gesamtwirtschaft

Nach dem starken Einbruch der Weltwirtschaft in 2020 infolge der Coronavirus-Pandemie zeigen die Zahlen des Internationale Währungsfonds (IWF) im Rahmen seines letzten Konjunkturausblicks (World Economic Outlook, Update Januar 2022) wieder wirtschaftliches Wachstum in 2021, das letztendlich höher ausfiel, als noch zu Jahresbeginn (Januar-Prognose 2021) erwartet.

Konkret hat der IWF nach vorläufigen Berechnungen für 2021 ein Plus von 5,9 % für die Weltwirtschaft ausgewiesen. Das Wachstum lag damit deutlich über dem Vorjahresniveau (-3,1 %) und gleichzeitig 0,4 Prozentpunkte über der ursprünglichen IWF-Prognose vom Januar 2021 (5,5 %).

Auch die Entwicklungen in den nordamerikanischen Zielländern der United Internet Gruppe bilden die wirtschaftliche Erholung ab. So erwartet der IWF für die USA ein Plus von 5,6 % (Vorjahr: -3,4 %) und somit 0,5 Prozentpunkte mehr als noch in der Januar-Prognose. Die Berechnungen für Kanada sehen ein Wachstum um 4,7 % (Vorjahr: -5,2 %) vor und damit 1,1 Prozentpunkte mehr als ursprünglich erwartet. Und für Mexiko wird der Anstieg der Wirtschaftsleistung auf 5,3 % beziffert (Vorjahr: -8,2 %) und damit auf 1,0 Prozentpunkte mehr als zu Jahresbeginn.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei einem Blick auf die für United Internet wichtige Euro-Zone. Für diese hat der IWF ein Wachstum um 5,2 % (Vorjahr: -6,4 %) und damit 1,0 Prozentpunkte mehr als noch im Januar berechnet. Dabei wurde für Frankreich ein Plus von 6,7 % (Vorjahr: -8,0 %), für Italien 6,2 % (Vorjahr: -8,9 %) und für Spanien 4,9 % (Vorjahr: -10,8 %) errechnet. Dies sind für Frankreich 1,2 Prozentpunkte und für Italien 3,2 Prozentpunkte mehr als noch im Rahmen der Januar-Prognose erwartet, für Spanien hingegen 1,0 Prozentpunkte weniger.

Für Großbritannien erwartet der IWF inzwischen ein Wachstum um 7,2 % (Vorjahr: -9,4 %) und damit 2,7 Prozentpunkte mehr als zu Jahresbeginn.

Die konjunkturelle Erholung in Deutschland, dem aus Sicht von United Internet mit Abstand wichtigsten Markt (Umsatzanteil 2021: rund 91 %), hat sich in 2021 langsamer als erwartet dargestellt. So hat der IWF ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 2,7 % (Vorjahr: -4,6 %) konstatiert und damit 0,8 Prozentpunkte weniger als noch zu Jahresbeginn erwartet.

Die Berechnungen des Fonds für Deutschland decken sich mit den vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis), das für 2021 – im Rahmen der Pressekonferenz „Bruttoinlandsprodukt 2021“ am 14. Januar 2022 – einen Anstieg des (preisbereinigten) Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,7 % (Vorjahr: -4,6 %) festgestellt hat. Nach dem Einbruch des BIP infolge der Coronavirus-Pandemie in 2020 war auch das statistische Bundesamt zu Beginn des Jahres 2021 noch von einem höheren Wachstum und damit einer schnelleren Erholung ausgegangen. Allerdings belasteten Lieferengpässe, gestiegene Preise bei Rohstoffen und Energie sowie die allgemein hohe Inflation Firmen und Verbraucher. Die dritte und vierte Corona-Welle mit steigenden Inzidenzen dämpften zudem Handel, Tourismus sowie Gastgewerbe und verhinderten so die erwartete schnellere Erholung.

Unterjährige Veränderungen der Wachstumsprognosen 2021 für wesentliche Zielländer und -regionen von United Internet

Januar-
Prognose 2021

April-
Prognose 2021

Juli-
Prognose 2021

Oktober-
Prognose 2021

Ist
2021

Abweichung zur
Januar-Prognose

Welt

5,5 %

6,0 %

6,0 %

5,9 %

5,9 %

+ 0,4 Prozentpunkte

USA

5,1 %

6,4 %

7,0 %

6,0 %

5,6 %

+ 0,5 Prozentpunkte

Kanada

3,6 %

5,0 %

6,3 %

5,7 %

4,7 %

+ 1,1 Prozentpunkte

Mexiko

4,3 %

5,0 %

6,3 %

6,2 %

5,3 %

+ 1,0 Prozentpunkte

Euro-Zone

4,2 %

4,4 %

4,6 %

5,0 %

5,2 %

+ 1,0 Prozentpunkte

Frankreich

5,5 %

5,8 %

5,8 %

6,3 %

6,7 %

+ 1,2 Prozentpunkte

Spanien

5,9 %

6,4 %

6,2 %

5,7 %

4,9 %

- 1,0 Prozentpunkte

Italien

3,0 %

4,2 %

4,9 %

5,8 %

6,2 %

+ 3,2 Prozentpunkte

Großbritannien

4,5 %

5,3 %

7,0 %

6,8 %

7,2 %

+ 2,7 Prozentpunkte

Deutschland

3,5 %

3,6 %

3,6 %

3,1 %

2,7 %

- 0,8 Prozentpunkte

Quelle: Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook (Update), Januar 2022

Mehrperiodenübersicht: Entwicklung des BIP in wesentlichen Zielländern und -regionen von United Internet

2017

2018

2019

2020

2021

Veränderung zum Vorjahr

Welt

3,7 %

3,6 %

2,8 %

- 3,1 %

5,9 %

+ 9,0 Prozentpunkte

USA

2,3 %

2,9 %

2,2 %

- 3,4 %

5,6 %

+ 9,0 Prozentpunkte

Kanada

3,0 %

1,9 %

1,9 %

- 5,2 %

4,7 %

+ 9,9 Prozentpunkte

Mexiko

2,0 %

2,1 %

- 0,1 %

- 8,2 %

5,3 %

+ 13,5 Prozentpunkte

Euro-Zone

2,4 %

1,9 %

1,3 %

- 6,4 %

5,2 %

+ 11,6 Prozentpunkte

Frankreich

1,8 %

1,7 %

1,5 %

- 8,0 %

6,7 %

+ 14,7 Prozentpunkte

Spanien

3,1 %

2,4 %

2,0 %

- 10,8 %

4,9 %

+ 15,7 Prozentpunkte

Italien

1,6 %

0,8 %

0,3 %

- 8,9 %

6,2 %

+ 15,1 Prozentpunkte

Großbritannien

1,7 %

1,3 %

1,4 %

- 9,4 %

7,2 %

+ 16,6 Prozentpunkte

Deutschland

2,5 %

1,5 %

0,6 %

- 4,6 %

2,7 %

+ 7,3 Prozentpunkte

Quelle: Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook (Update), Januar 2022

Mehrperiodenübersicht: Entwicklung des preisbereinigten BIP in Deutschland

2017

2018

2019

2020

2021

Veränderung zum Vorjahr

BIP

2,7 %

1,1 %

1,1 %

- 4,6 %

2,7 %

+ 7,3 Prozentpunkte

Quelle: Destatis, Januar 2022

Entwicklung der Branche / Kernmärkte

Für den deutschen ITK-Markt hat der Branchenverband Bitkom im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz am 11. Januar 2022 für das Jahr 2021 ein Wachstum um 3,9 % (Vorjahr: 0,6 %) auf 178,4 Mrd. € unterstellt. Zu Jahresanfang 2021 war der Verband noch von einem Umsatzwachstum von 2,7 % ausgegangen.

Der Anstieg des Gesamtmarktes ITK resultiert insbesondere aus den kräftig gestiegenen Umsätzen in der Informationstechnik.Die Umsätze in diesem größten Teilmarkt stiegen laut BITKOM-Prognose 2021 um 6,3 % (Vorjahr: 1,3 %) auf 102,5 Mrd. € - nachdem zu Jahresbeginn noch ein Wachstum von 4,2 % erwartet wurde. Dabei entwickelten sich alle Segmente des Teilmarktes deutlich positiv, insbesondere die für das Cloud-Geschäft von United Internet (Infrastructure-as-a-Service / IaaS und Software-as-a-Service / SaaS) wichtigen Bereiche IT-Hardware und Software. IT-Hardware legte um 8,3 % (Vorjahr: 3,1 %), Software um 8,0 % (Vorjahr: 5,1 %) und IT-Services um 3,7 % (Vorjahr: -2,4 %) zu.

Positiv hat sich auch der ITK-Teilmarkt Telekommunikation entwickelt. Für diesen zweiten Kernmarkt von United Internet erwartet der Branchenverband einen Anstieg um 1,2 % (Vorjahr: -1,1 %) auf 66,7 Mrd. € - nachdem zu Jahresbeginn ein Wachstum um 1,0 % erwartet wurde. Im Telekommunikationsmarkt entwickelten sich die einzelnen Bereiche recht unterschiedlich: So legten die Telekommunikationsdienste um 1,7 % (Vorjahr: -1,9 %) und Endgeräte um 0,2 % (Vorjahr: 3,0 %) zu, während das Infrastrukturgeschäft um -0,9 % (Vorjahr: -2,1 %) zurückging.

Der kleinste Teilmarkt, der für United Internet unwesentliche Markt der Unterhaltungselektronik, befindet sich wieder auf Talfahrt und verlor -1,6 % (Vorjahr: +6,3 %) auf 9,2 Mrd. €.

Die aus Sicht des Geschäftsmodells von United Internet wichtigsten ITK-Märkte sind insbesondere der deutsche Telekommunikationsmarkt (Breitband-Anschlüsse und Mobile-Internet) im überwiegend abonnementfinanzierten Geschäftsbereich „Access“ sowie der weltweite Cloud-Computing-Markt und der deutsche Online-Werbemarkt im abonnement- und werbefinanzierten Geschäftsbereich „Applications“.

(Stationärer) Breitband-Markt in Deutschland

Die Nachfrage nach neuen festnetzbasierten Breitband-Anschlüssen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren infolge der bereits breiten Haushaltsabdeckung sowie des starken Trends zur mobilen Internetnutzung verlangsamt. Mit einem erwarteten Plus von 1,2 Mio. bzw. 3,3 % neuen Anschlüssen in 2021 auf 37,4 Mio. blieb die Anzahl der Neuschaltungen deutlich hinter früheren Rekordjahren zurück. Zu diesem Ergebnis kamen der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und Dialog Consult in ihrer gemeinsamen „23. TK-Marktanalyse Deutschland 2021“ (Oktober 2021). Bei vorgenanntem Zuwachs legten die für United Internet relevanten Anschlüsse in den beiden Technologiebereichen DSL und FTTB / FTTH um 0,3 Mio. auf 25,9 Mio. bzw. um 0,6 Mio. auf 2,5 Mio. zu. Die Anzahl der Kabelanschlüsse stieg um 0,3 Mio. auf 9,0 Mio. Weitere

Die im Festnetzgeschäft erzielten Umsätze lagen mit 33,0 Mrd. € in 2021 um 1,2 % über dem Vorjahres-niveau (32,6 Mrd. €). In diesen Umsatzzahlen enthalten sind – neben den Endkundenumsätzen – u. a. auch Vorleistungs-, Interconnection- und Endgeräteumsätze.

Weitaus stärker als die Anzahl der neu geschalteten Anschlüsse und die im Festnetz realisierten Umsätze hat sich gemäß einer Hochrechnung von Dialog Consult / VATM das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen – als Indikator für die weiter steigende Nutzung von z. B. IPTV oder Cloud-Anwendungen – mit einem Anstieg um 30,2 % auf 230,7 GB (pro Anschluss und Monat) entwickelt.

Entsprechend stark entwickelte sich auch die Nachfrage nach leistungsstärkeren Breitband-Anschlüssen. So stieg etwa der Anteil von geschalteten Breitband-Anschlüssen mit Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s von 48,9 % im Vorjahr um 3,5 Prozentpunkte auf 52,4 % in 2021. Dabei verdoppelten sich Festnetzanschlüsse mit Empfangsraten von mindestens 1 Gbit/s fast auf einen Anteil von 5,3 % (aller Breitband-Anschlüsse).

Markt-Kennzahlen: Festnetz in Deutschland

2021

2020

Veränderung

Festnetz-Umsätze (in Mrd. €)

33,0

32,6

+ 1,2 %

Quelle: Dialog Consult / VATM, TK-Marktanalyse Deutschland 2021, Oktober 2021

Mobile-Internet-Markt in Deutschland

Im deutschen Mobilfunk-Markt hat sich die Anzahl der aktiven SIM-Karten nach Schätzungen von Dialog Consult / VATM in 2021 um 7,8 Mio. bzw. 5,2 % auf 157,8 Mio. erhöht. Der Zuwachs resultiert dabei auch aus den sogenannten M2M-SIM-Karten (Machine-to-Machine-SIM-Karten), die z. B. für den automatisierten Informationsaustausch zwischen Maschinen, Automaten, Fahrzeugen etc. untereinander und / oder mit einer zentralen Leitstelle eingesetzt werden, die um 4,1 Mio. auf 40,2 Mio. zulegten. Die Zahl der persönlichen SIM stieg um 3,7 Mio. auf 117,6 Mio.

Die Mobilfunkumsätze stiegen gleichzeitig um 0,8 % auf 26,1 Mrd. €. Auch in diesen Umsatzzahlen sind – neben den Endkundenumsätzen – Interconnection-, Wholesale- und Endgeräteumsätze enthalten.

Weitaus stärker als die SIM-Karten-Anzahl und die Mobilfunkumsätze nahm dabei nach Prognosen von Dialog Consult / VATM das durchschnittlich verbrauchte Datenvolumen (pro Anschluss und Monat) – als Zeichen für die zunehmende Nutzung mobiler Datendienste – um 26,5 % auf 3,27 GB zu.

Entsprechend der zunehmenden Nutzung legte auch die Anzahl der für die schnelleren 4G / 5G Netze geeigneten (persönlichen) SIM-Karten um 16,7 Mio. auf 86,6 Mio. zu, während 2G / 3G SIM-Karten um 13,0 Mio. auf 31,0 Mio. zurückgingen.

Markt-Kennzahlen: Mobilfunk in Deutschland

2021

2020

Veränderung

Mobilfunk-Umsätze (in Mrd. €)

26,1

25,9

+ 0,8 %

Quelle: Dialog Consult / VATM, TK-Marktanalyse Deutschland 2021, Oktober 2021

Cloud-Computing-Markt weltweit

Auch der Cloud-Computing-Markt hat sich in 2021 dynamisch weiterentwickelt. Gartner, Inc. erwartet für 2021 ein weltweites Wachstum für Public Cloud Services von 270,03 Mrd. USD um 23,1 % auf 332,35 Mrd. USD.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Cloud-Technologie von einem nützlichen und wettbewerbsfähigen Geschäftsinstrument zu einer der wichtigsten Grundlagen von Unternehmen entwickelt.

Gerade die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung seit 2020 in vielen Bereichen deutlich beschleunigt. Die meisten Unternehmen sehen inzwischen neue Technologien als wesentliche Werkzeuge zur Bewältigung der Krise. In kürzester Zeit wurden so Tausende von Mitarbeitern im Home-Office vernetzt, neue digitale Kanäle für Vertrieb und Support eröffnet und viele Systeme und Daten in die Cloud verlagert.

Die Migration von Daten, Anwendungen und Infrastrukturen in die Cloud ist dadurch Bestandteil der meisten Strategien zur digitalen Transformation, mit dem Ziel, einen agileren und anpassungsfähigeren Betrieb zu schaffen. Während viele Unternehmen auf ihrem Weg zur Cloud-Migration bereits gute Fortschritte erzielt hatten, waren die Ereignisse rund um die Pandemie ein ernsthafter Weckruf an diejenigen, die noch Nachholbedarf hatten. Diesen Nachholbedarf sowie die darüber hinaus notwendigen weiteren Digitalisierungsschritte von Unternehmen und Behörden zeigen auch die Gartner-Zahlen für das Jahr 2021.

Markt-Kennzahlen: Cloud Computing weltweit

in Mrd. USD

2021

2020

Veränderung

Umsatz Public Cloud Services weltweit

332,35

270,03

+ 23,1 %

davon Application Infrastructure Services (PaaS)

59,45

46,34

+ 28,3 %

davon Application Services (SaaS)

122,63

102,80

+ 19,3 %

davon Business Process Services (BPaaS)

50,17

46,13

+ 8,7 %

davon Desktop as a Service (DaaS)

2,05

1,22

+ 67,7 %

davon Management and Security Services

16,03

14,32

+ 11,9 %

davon System Infrastructure Services (laaS)

82,02

59,23

+ 38,5 %

Quelle: Gartner, April 2021

Online-Werbemarkt in Deutschland

Bei den im deutschen Online-Werbemarkt (Mobile Werbung und Desktop-Werbung) erzielten Umsätzen erwartet die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers laut der Studie „German Entertainment and Media Outlook 2021 - 2025“ (September 2021) - nach der Wachstumsdelle bei Desktop-Werbung in 2020 und dem damit einhergehenden gebremsten Wachstum des Gesamtmarktes – für 2021 ein Wachstum um 6,5 % auf insgesamt 9,50 Mrd. €.

Für den Anstieg verantwortlich zeichnet sich primär der Bereich der Mobile-Werbung, der um 12,1 % auf 4,97 Mrd. € anstieg. Der Bereich der Desktop-Werbung konnte hingegen „nur“ um 1,0 % auf 4,53 Mrd. € zulegen.

Beim Blick auf die Werbeformate zeigt sich, dass im Gesamtmarkt die Video-Werbung (18,4 %) sowie die Display-Werbung (6,2 %) die stärksten Zuwächse verzeichnen konnten.

Markt-Kennzahlen: Online-Werbung in Deutschland (Mobile-Werbung & Desktop-Werbung)

in Mrd. €

2021

2020

Veränderung

Online-Werbeumsätze

9,50

8,92

+ 6,5 %

davon Suchwortvermarktung

3,61

3,55

+ 1,7 %

davon Display-Werbung

3,08

2,90

+ 6,2 %

davon Video-Werbung

2,06

1,74

+ 18,4 %

davon Affiliate / Classifieds

0,75

0,73

+ 2,7 %

Quelle: PricewaterhouseCoopers, German Entertainment and Media Outlook 2021 – 2025, September 2021

Rechtliche Rahmenbedingungen / wesentliche Ereignisse

Rechtliche Rahmenbedingungen

Novellierung des Telekommunikationsgesetzes

Am 1. Dezember 2021 ist das modernisierte Telekommunikationsgesetz (TKG) in Kraft getreten. Die TKG-Novelle setzt die Richtlinie (EU) 2018/1972 vom 11. Dezember 2018 über den europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation in nationales Recht um.

Im Fokus der modernisierten Gesetzgebung stehen der schnellere Ausbau der FTTH- und Mobilfunknetze sowie der Verbraucherschutz. So hat der Gesetzgeber einen Anspruch der Bürger auf schnelles Internet erstmals gesetzlich verankert und durch neue Rahmenbedingungen und vereinfachte Genehmigungsverfahren einen schnelleren Ausbau der Netze begünstigt. Im Sinne des Verbraucherschutzes wurden insbesondere die Vertragslaufzeiten reguliert, infolgedessen Verträge nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit jederzeit mit einer Frist von einem Monat gekündigt werden können, sofern nicht aktiv eine Verlängerung des Vertrages beauftragt wird.

Für United Internet ergeben sich aus den gesetzlichen Änderungen sowohl Chancen als auch Risiken. Eine bessere Versorgung der Bürger mit schnellen FTTH- oder Mobilfunkzugängen bietet Potential für Kundenwachstum. Die vereinfachten Möglichkeiten zur Vertragskündigung bieten für alle Marktteilnehmer einerseits Chancen auf Wachstum, aber auch das Risiko, Kunden schneller zu verlieren. Die konkreten Auswirkungen für einzelne Marktteilnehmer sind derzeit nicht vorhersehbar.

Die übrigen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit von United Internet blieben im Geschäftsjahr 2021 im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 im Wesentlichen konstant und hatten daher keinen maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung im United Internet Konzern.

Wesentliche Ereignisse

National-Roaming-Vereinbarung mit Telefónica

Die 1&1 AG hat am 15. Februar 2021 das – nach Prüfung durch die EU-Kommission – verbesserte Angebot von Telefónica Deutschland für National Roaming und damit verbunden rückwirkend ab 1. Juli 2020 auch für MBA MVNO-Vorleistungen verbindlich angenommen. Das von 1&1 angenommene Angebot wurde am 21. Mai 2021 in eine langfristige National Roaming Vereinbarung mit Telefónica überführt. Die National Roaming Vereinbarung hat eine Grundlaufzeit bis zum 30. Juni 2025, die 1&1 einseitig bis zum 30. Juni 2029 verlängern kann, danach ist eine weitere Verlängerung im Verhandlungswege um bis zu 5 Jahre möglich.

Die National Roaming Vereinbarung sieht jährlich sinkende Preise vor, die sich in der ersten Verlängerungsoption bis Juni 2029 nach festen Regeln bestimmen. Danach bleibt Telefónica verpflichtet, diskriminierungsfreie Preise anzubieten. Diese Vorleistungskonditionen bauen damit wieder auf vergleichbaren Preismechanismen wie in den ersten fünf Jahren des MBA MVNO-Vertrags auf. 1&1 kann die benötigten Kapazitäten künftig mehrmals im Jahr innerhalb vertraglich festgelegter Bandbreiten reduzieren oder erhöhen.

Der Vertragsabschluss sowie dessen rückwirkende Wirkung hatte für 1&1 und somit auch für United Internet – bezogen auf den Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2020 – einen positiven Ergebniseffekt von 39,4 Mio. € zur Folge, der im Geschäftsjahr 2021 als periodenfremder Ertrag erfasst wurde.

Mit der National-Roaming-Vereinbarung wurde ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum eigenen 5G-Mobilfunknetz erreicht, da dadurch – während der Aufbauphase des eigenen Netzes – die notwendige flächendeckende Mobilfunkversorgung für die 1&1 Kunden durch die Mitnutzung des Telefónica-Netzes sicherstellt ist.

Neue kombinierte VDSL-/FTTH-Vereinbarung mit der Deutschen Telekom

Neben den National-Roaming-Verhandlungen waren die ersten Monate 2021 geprägt durch Maßnahmen zur Vergrößerung der langfristigen Festnetz-Coverage. Diese umschließt DSL- und VDSL-Anschlüsse, zukünftig aber auch immer mehr Glasfaser-Haushaltsanschlüsse (Fiber to the Home / „FTTH“).

In diesem Zusammenhang hat die 1&1 AG mit ihrer Schwestergesellschaft 1&1 Versatel den langfristigen Bezug von FTTH- und VDSL-Komplettpaketen inkl. Voice und IP-TV ab dem 1. April 2021 vereinbart. Parallel dazu hat 1&1 Versatel mit der Deutschen Telekom einen langfristigen Vertrag über die Nutzung derer FTTH- und VDSL-Haushaltsanschlüsse geschlossen. Diese ermöglichen 1&1 Versatel die Bereitstellung von FTTH-/VDSL-Komplettpaketen für 1&1, da das bundesweite Glasfaser-Transportnetz von 1&1 Versatel weitgehend mit den regionalen Breitband-Netzen der Deutschen Telekom verbunden ist.

Neben dem bereits vorhandenen Zugriff auf FTTH-Anschlüsse namhafter City-Carrier erhält 1&1 Versatel so Zugang zu zunächst ca. 750.000 weiteren FTTH-Anschlüssen. Die Zahl der vermarktbaren FTTH-Anschlüsse der Deutschen Telekom soll sich zukünftig jährlich um durchschnittlich 2 Mio. Haushalte erhöhen. FTTH-Anschlüsse für Privathaushalte ermöglichen Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s. Noch nicht mit FTTH ausgestattete Haushalte werden mit VDSL-Anschlüssen (bis zu 250 Mbit/s) versorgt.

Der zuvor zwischen 1&1 und der Deutschen Telekom bestehende reine VDSL-Vorleistungsvertrag wurde angesichts der Vorteile der neuen kombinierten VDSL-/FTTH-Vereinbarung im Einvernehmen der Parteien vorzeitig aufgehoben. Infolge der Neueinschätzung der Laufzeit des Vertrages wurde der aktive Rechnungsabgrenzungsposten für noch zur Verfügung stehende VDSL-Bestandskunden-Kontingente in Höhe von 129,9 Mio. € bereits im Rahmen des Jahresabschlusses 2020 aufgelöst. Die Ausbuchung führte entsprechend bereits im Geschäftsjahr 2020 zu einer Ergebnisbelastung.

Technologie-Partnerschaft mit Rakuten beim 5G-Netzaufbau

Nach dem Abschluss der National-Roaming-Vereinbarung mit Telefónica wurde mit Rakuten auch ein starker Technologie-Partner für den Aufbau des eigenen 5G-Netzes gefunden.

Die 1&1 AG und die Rakuten Group, Inc. haben am 4. August 2021 bekannt gegeben, eine langfristige Partnerschaft für den Aufbau des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland einzugehen. Gemeinsam mit Rakuten wird 1&1 das europaweit erste vollständig virtualisierte Mobilfunknetz auf Basis der innovativen OpenRAN-Technologie bauen.

Rakuten ist Vorreiter der OpenRAN-Technologie und hat nach mehrjährigen Vorbereitungs- und Entwicklungsarbeiten als Neueinsteiger in Japan im April 2020 das weltweit erste kommerzielle vollständig virtualisierte Open-RAN gestartet. Von dieser Erfahrung und Expertise wird 1&1 nun profitieren. Konkret wird Rakuten die Installation des aktiven Netzequipments übernehmen und auch für die Gesamt-Performance des 1&1 Mobilfunknetzes verantwortlich sein. 1&1 wird Zugriff auf die Rakuten Communications Platform (RCP) mit ihren Zugangs-, Kern-, Cloud- und Betriebslösungen sowie auf das Partner-Netzwerk von Rakuten haben. In diesem Zusammenhang wird Rakuten auch seine speziell entwickelte Orchestrierungs-Software bereitstellen, damit das 1&1 Netz hoch-automatisiert betrieben werden kann.

Im Unterschied zu traditionellen Netzarchitekturen trennt der OpenRAN-Ansatz konsequent zwischen Software und Hardware. Durch die Nutzung marktüblicher Rechner, sogenannter COTS-Hardware (commercial off-the-shelf), können verschiedenste Software- und Antennen-Hersteller beliebig kombiniert werden. Damit ist 1&1 unabhängig von dominierenden Anbietern und hat die Möglichkeit, flexibel mit verschiedenen Herstellern zusammenzuarbeiten. Sämtliche Netzfunktionen liegen in der Cloud und werden per Software gesteuert. Aufwendige Umrüstungen oder Wartungen an den Basisstationen der Antennen sind damit obsolet und können effizient und kostengünstig durch Software-Aktualisierungen durchgeführt werden. Für das Kern-Netz sind vier zentrale Rechenzentren vorgesehen. Daran werden Hunderte dezentraler Rechenzentren in ganz Deutschland angeschlossen, die wiederum per Glasfaser mit tausenden Antennenstandorten verbunden werden.

Vantage Towers als erster Partner für die passive Netzinfrastruktur

Am 9. Dezember 2021 hat die 1&1 AG mit der Vantage Towers AG, einem der führenden europäischen Unternehmen für Funkturm-Infrastruktur, einen langfristigen Vertrag zur Anmietung von Antennenstandorten unterzeichnet.

Vantage Towers ist einer der größten Eigentümer von Funkmasten in Deutschland. Als solcher wird das Unternehmen im Rahmen der Partnerschaft maßgeblich für die Bereitstellung der passiven Netzinfrastruktur im 1&1-Mobilfunknetz zuständig sein. So hat 1&1 beim Netzaufbau Zugriff auf mehrere tausend bereits bestehende Funkmasten von Vantage Towers sowie auf weitere neu zu erschließende Antennenstandorte. Konkret wurde die Mitnutzung von 3.800 Dach- und Maststandorten bis Ende 2025 vereinbart. Dazu kommt eine potenzielle Erweiterung auf bis zu 5.000 Standorte. Die Laufzeit der einzelnen Standortmieten beträgt mindestens 20 Jahre und kann durch 1&1 mehrfach verlängert werden.

Zudem zeichnet Vantage Towers verantwortlich für die Installation der 1&1 5G-Hochleistungsantennen an seinen Funkmasten und leistet Dienste in den Bereichen Genehmigungsverfahren, Bauvorbereitung und Bau neuer Antennenstandorte.

Anmietung von Glasfaserleitungen und Rechenzentren bei 1&1 Versatel

Ebenfalls am 9. Dezember 2021 hat die 1&1 AG mit der 1&1 Versatel Deutschland GmbH, eine mittelbare Tochtergesellschaft der United Internet AG, einen langfristigen Intercompany-Vertrag über die Zusammenarbeit beim Aufbau und Betrieb ihres vollständig virtualisierten Mobilfunknetzes auf Basis der neuen OpenRAN-Technologie geschlossen.

Sämtliche 1&1-Antennen des geplanten 1&1 5G-Netzes werden an Glasfaserleitungen angeschlossen. Für das Kernnetz sind vier zentrale Rechenzentren vorgesehen, daran angeschlossen entstehen mehr als fünfhundert dezentrale Rechenzentren, an welche die Antennenstandorte angebunden werden. Diese Architektur ermöglicht extrem kurze Übertragungswege, welche für Echtzeitanwendungen unabdingbar sind.

Der Intercompany-Vertrag sieht unter anderem vor, dass 1&1 Versatel das Zugangsnetz (insbesondere Glasfaserleitungen) sowie Rechenzentren für den Betrieb des 1&1-Mobilfunknetzes mietweise zur Verfügung stellt. Der Vertrag hat eine initiale Laufzeit bis Ende 2050.

Darüber hinaus fanden im Geschäftsjahr 2021 keine wesentlichen Ereignisse statt, die einen maßgeblichen Einfluss auf den Geschäftsverlauf hatten.