BRIEF AN DIE AKTIONÄRE

Sehr geehrte Aktionäre, Mitarbeiter und Freunde von United Internet,

auch im Geschäftsjahr 2019 haben wir viel in neue Kunden sowie den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen und damit in nachhaltiges Wachstum investiert. Insgesamt konnten wir die Zahl der kostenpflichtigen Kundenverträge um 890.000 auf 24,75 Mio. Verträge steigern. Dabei kamen im Segment „Consumer Access“ 790.000 Verträge hinzu. Das Segment „Consumer Applications“ legte um 590.000 werbefinanzierte Free-Accounts sowie 10.000 Pay-Accounts zu. Weitere 90.000 Verträge resultieren aus dem Segment „Business Applications“.

Der Umsatz auf Konzernebene stieg im Geschäftsjahr 2019 von 5.102,9 Mio. € (vergleichbarer Vorjahreswert) um 1,8 % auf 5.194,1 Mio. €. Ursächlich für das auf den ersten Blick nur moderate Umsatzwachstum sind insbesondere unterjährig schwankende (margenschwache) Hardware-Umsätze (-41,9 Mio. € gegenüber Vorjahr) im Segment „Consumer Access“. Hinzu kommt die bewusste Werbeflächen-Reduktion im Rahmen unserer Neupositionierung im Segment „Consumer Applications“ (-8,4 Mio. € gegenüber Vorjahr).

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde durch die erstmalige Anwendung von IFRS 16 (+87,0 Mio. €) im Geschäftsjahr 2019 positiv beeinflusst. Gegenläufig wirkten sich insbesondere Regulierungseffekte und Mehrkosten für den Vorleistungsbezug (-97,5 Mio. €) im Segment „Consumer Access“ aus, nachdem der zeitlich befristete Anpassungsmechanismus eines Vorleistungsvertrags zum Jahresende 2018 ausgelaufen ist. Entgegen unserer ursprünglichen Erwartungen konnte die ausgelaufene Regelung im Berichtszeitraum nicht durch eine Preissenkung im Rahmen eines Gutachterverfahrens kompensiert werden. Neben diesen Mehrkosten wirkten sich unsere plangemäß umgesetzten Zukunftsinvestitionen, wie die Neupositionierung im Segment „Consumer Applications“ sowie erhöhte Marketing-Ausgaben insbesondere im Rahmen des Rebrandings im Segment „Business Applications“, zunächst negativ aus.

Das EBITDA stieg im Geschäftsjahr 2019 von 1.201,3 Mio. € um 5,4 % auf 1.265,7 Mio. € (gemäß IFRS 16). Die vergleichbare Entwicklung nach IFRS 15 betrug -1,9 %.

Das von der IFRS-16-Bilanzierung nahezu unbeeinflusste operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) blieb infolge der vorgenannten Ergebnisbelastungen und One-Offs mit 791,7 Mio. € hinter dem Vorjahreswert (811,0 Mio. €) zurück. Nicht in das operative EBIT eingerechnet haben wir einen Sondereffekt aus Markenwert-Zuschreibungen auf die Marke „Strato“ (EBIT-Effekt: +19,4 Mio. €).

Das Ergebnis pro Aktie (EPS) stieg von 0,94 € auf 2,13 € bzw. von 1,46 € auf 2,61 € vor PPA-Abschreibungen. Ohne Berücksichtigung der PPA-Abschreibungen und ohne Wertminderungen auf die Tele Columbus Aktie (EPS-Effekt: -1,02 €) in 2018 sowie Wertaufholungen bei der Tele Columbus Aktie (EPS-Effekt: +0,09 €) und Markenwert-Zuschreibungen bei Strato (EPS-Effekt: +0,05 €) in 2019 verbesserte sich das operative Ergebnis pro Aktie von 1,96 € auf 1,99 €.

Neben dem operativen Geschäft haben wir über 1&1 Drillisch erfolgreich an der am 12. Juni 2019 beendeten 5G-Frequenzauktion teilgenommen und zwei Frequenzblöcke à 2 x 5 MHz im Bereich 2 GHz und fünf Frequenzblöcke à 10 MHz im Bereich 3,6 GHz ersteigert. Der Gesamtzuschlagspreis betrug rund 1,07 Mrd. €. Mit dem Frequenzerwerb haben wir den Grundstein für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland gelegt. 1&1 Drillisch beabsichtigt, auf dieser Basis ein leistungsfähiges Mobilfunknetz aufzubauen.

Während uns das 3,6 GHz-Spektrum bereits heute zur Verfügung steht, werden die eigenen Frequenzen im 2 GHz Bereich erst ab dem 1. Januar 2026 nutzbar sein. Vor diesem Hintergrund hat 1&1 Drillisch zwei Frequenzblöcke von jeweils 10 MHz im Bereich 2,6 GHz bei Telefónica angemietet, die bis zum 31. Dezember 2025 zur Verfügung stehen. Basis dieser Vereinbarung ist eine Selbstverpflichtung von Telefónica im Rahmen der EU-Fusionsfreigabe des Zusammenschlusses mit E-Plus im Jahr 2014.

Darüber hinaus hat 1&1 Drillisch am 5. September 2019 eine Vereinbarung mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sowie dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) über den Bau von Mobilfunkstandorten in sogenannten „weißen Flecken“ geschlossen. Damit hilft 1&1 Drillisch, bestehende Versorgungslücken zu schließen, und leistet mit dem Bau hunderter Antennenstandorte einen Beitrag zur Verbesserung der Mobilfunkversorgung in ländlichen Regionen. Im Gegenzug darf 1&1 Drillisch die ursprünglich in 2019 und 2024 zu zahlenden Lizenzkosten für die 5G-Frequenzen in Raten bis 2030 verteilt an den Bund überweisen. Die unter anderem zur Finanzierung der Höchstgebote aus der Frequenzauktion arrangierte Kreditlinie über ursprünglich 2,8 Mrd. € wurde damit nicht mehr benötigt und „zurückgegeben“. Die Vereinbarung mit dem BMVI sowie dem BMF passt zur langfristigen Finanzierungsstrategie von 1&1 Drillisch, die vorsieht, den Großteil der Aufwendungen für den Bau des eigenen Mobilfunknetzes aus laufenden Einnahmen zu leisten.

Am 30. Dezember 2019 hat 1&1 Drillisch schließlich plangemäß die erste Option zur Verlängerung des bis zum 30. Juni 2020 mit Telefónica Deutschland laufenden MBA MVNO Vertrages ausgeübt, so dass der Vertrag nun bis mindestens zum 30. Juni 2025 weiterläuft. Damit und mit einer weiteren Verlängerungsoption sichert 1&1 Drillisch den Zugang zum Mobilfunknetz von Telefónica langfristig ab. Um eine lückenlose Versorgung der Endkunden während der Aufbauphase des eigenen bundesweiten Netzes zu gewährleisten, werden parallel unter anderem Verhandlungen zum Abschluss eines National Roaming Vertrages auf Basis der Selbstverpflichtung von Telefónica Deutschland im Rahmen der EU-Fusionsfreigabe des Zusammenschlusses mit E-Plus im Jahr 2014 geführt.

Für das Geschäftsjahr 2019 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der United Internet AG der Hauptversammlung 2020 eine Dividende in Höhe von 0,50 € je Aktie vor (Vorjahr: 0,05 €). Ausgehend von rund 187,7 Mio. dividendenberechtigten Aktien (Stand: 31. Dezember 2019) ergäbe sich für das Geschäftsjahr 2019 eine Ausschüttungssumme von 93,9 Mio. €. Diese Ausschüttungsquote entspricht 23,7 % des bereinigten Konzernergebnisses 2019 nach Minderheitenanteilen (396,4 Mio. €) und läge damit – vor dem Hintergrund der anstehenden Investitionen in ein 5G-Mobilfunknetz bei 1&1 Drillisch – im unteren Bereich unserer Dividenden-Policy.

Vor dem Hintergrund der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen infolge der fortschreitenden Ausbreitung des Corona-Virus erwarten wir im Geschäftsjahr 2020 Umsatz und EBITDA in etwa auf Vorjahresniveau.

Wir sind für die nächsten Schritte unserer Unternehmensentwicklung gut aufgestellt und blicken optimistisch in die Zukunft. Angesichts des hinter uns liegenden Jahres sowie der künftigen Herausforderungen gilt unser besonderer Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren engagierten Einsatz sowie unseren Aktionären und Kunden für das der United Internet AG entgegengebrachte Vertrauen.

Montabaur, im März 2020

Der Vorstand

Ralph Dommermuth   Frank Krause

„Mit dem Erwerb der 5G-Frequenzen in 2019 haben wir den Grundstein für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung von 1&1 Drillisch als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland gelegt.“

RALPH DOMMERMUTH

Die Vorstände

RALPH DOMMERMUTH 

Vorstandsvorsitzender (seit 1988)

Ralph Dommermuth, Jahrgang 1963, legte 1988 mit der Gründung der 1&1 EDV Marketing GmbH das Fundament der heutigen United Internet AG. Zum Start bot er kleinen Software­Anbietern systematisierte Marketing-Dienstleistungen. Später entwickelte er zusätzlich Marketing­Services für Großkunden wie IBM, Compaq und die Deutsche Telekom. Im Zuge des Aufkommens des Internets fuhr Ralph Dommermuth diese Marketing­Services für Dritte später sukzessive zurück und baute zunehmend eigene Internet­Dienste und direkte Kundenverhältnisse auf. 1998 führte der gelernte Bankkaufmann 1&1 als erstes Internet­Unternehmen an die Frankfurter Wertpapierbörse. 2000 baute Ralph Dommermuth 1&1 zur United Internet AG um und entwickelte das Unternehmen zu einem führenden europäischen Internet­Spezialisten.

Frank Krause 

Finanzvorstand (seit 2015)

Frank Krause, Jahrgang 1965, ist seit dem 1. Juni 2015 im Vorstand der United Internet AG tätig und verantwortet als Finanzvorstand die Bereiche Finanzen, Corporate Controlling & Accounting, Tax, Beteiligungsmanagement, Investor Relations, Legal, Corporate Governance, Compliance & Sustainability, Risikomanagement, Corporate Audit, Personalmanagement, Facility-Management, Einkauf sowie Corporate IT. In seiner Funktion als Finanzvorstand setzte Frank Krause das neue konzernweite Mitarbeiterbeteiligungsprogramm („MAP“) um und managte die M&A­Prozesse bei der Beteiligung von Warburg Pincus am Geschäftsbereich Business Applications, bei der Übernahme des Wettbewerbers Strato sowie beim Zusammenschluss mit Drillisch.