Brief an die Aktionäre

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, Mitarbeitende und Geschäftspartner von United Internet,

auch im Geschäftsjahr 2021 haben wir wieder stark in neue Kundenverträge sowie in den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen und damit in nachhaltiges Wachstum investiert. Insgesamt konnte die Zahl der kostenpflichtigen Kundenverträge um 1,03 Mio. auf aktuell 26,68 Mio. Verträge gesteigert werden. Dabei kamen im Segment „Consumer Access“ 600.000 und im Segment „Business Applications“ 330.000 Verträge hinzu. Weitere 100.000 Verträge wurden im Segment „Consumer Applications“ gewonnen, außerdem 920.000 werbefinanzierte Free-Accounts.

Der Umsatz auf Konzernebene stieg im Geschäftsjahr 2021 von 5.367,2 Mio. € deutlich um 5,2 % auf 5.646,2 Mio. €.

Unser EBITDA verbesserte sich ebenfalls deutlich von 1.178,8 Mio. € im Vorjahr (ohne Berücksichtigung einer 2020 durchgeführten Ausbuchung noch zur Verfügung stehender VDSL-Kontingente mit einem EBITDA- und EBIT-Effekt 2020 von -129,9 Mio. €) auf 1.303,7 Mio. € in 2021 und das EBIT stieg von 704,8 Mio. € auf 829,9 Mio. €. In diesen Ergebniskennzahlen enthalten ist ein (periodenfremder) positiver Ergebniseffekt in Höhe von insgesamt 39,4 Mio. €, der dem 2. Halbjahr 2020 zuzuordnen ist. 1&1 hat am 15. Februar 2021 ein – nach Prüfung durch die EU-Kommission – verbessertes Angebot von Telefónica Deutschland für National Roaming und damit verbunden rückwirkend ab 1. Juli 2020 auch für MBA MVNO-Vorleistungen verbindlich angenommen. Das neue Angebot sieht wieder jährlich sinkende Datenpreise vor, vergleichbar mit den Preismechanismen der ersten fünf Jahre des MBA MVNO-Vertrags. Im EBITDA 2021 ebenfalls enthalten ist ein nicht-cashwirksamer Bewertungseffekt aus Derivaten, der sich mit 4,9 Mio. € positiv auf die Ergebniskennzahlen auswirkte.

Bei einer periodengerechten Zuordnung der vorgenannten Preiseffekte und bereinigt um den Bewertungseffekt aus Derivaten entwickelte sich das operative Ergebnis wie folgt: Das operative EBITDA stieg im Geschäftsjahr 2021 von 1.218,2 Mio. € im Vorjahr um 3,4 % auf 1.259,4 Mio. € und das operative EBIT von 744,2 Mio. € um 5,6 % auf 785,6 Mio. €. In den Ergebniskennzahlen enthalten sind initiale Kosten für den Bau des 1&1 5G-Mobilfunknetzes in Höhe von -37,9 Mio. € (Vorjahr: -13,9 Mio. €) sowie -36,8 Mio. € Investitionen von IONOS für eine Produkt- und Vertriebsoffensive mit Schwerpunkten beim Cloud-Geschäft und der weiteren Internationalisierung.

Das Ergebnis pro Aktie (EPS) stieg von 1,55 € im Vorjahr auf 2,23 €. Auch im EPS sind der (periodenfremde) positive Ergebniseffekt (EPS-Effekt: +0,11 €) und der Bewertungseffekt aus Derivaten (EPS-Effekt: +0,02 €) enthalten. Diesen positiven Effekten 2021 standen 2020 die Ausbuchung noch vorhandener VDSL-Kontingente (EPS-Effekt: -0,37 €) sowie Wertaufholungen bei Tele Columbus (EPS-Effekt: +0,16 €) gegenüber. Bei einer periodengerechten Zuordnung des positiven Ergebniseffekts und ohne Berücksichtigung der weiteren vorgenannten Effekte stiegen das operative EPS von 1,87 € um 12,3 % auf 2,10 € und das operative EPS vor PPA von 2,32 € um 8,2 % auf 2,51 €.

Neben dem guten operativen Geschäft konnten im Berichtszeitraum auch weitere Fortschritte bei unserem geplanten Mobilfunknetz erzielt werden. So haben wir – neben dem Abschluss der bereits genannten National-Roaming-Vereinbarung mit Telefónica – unser Glasfasernetz weiter ausgebaut, einen detaillierten Antennen-Netzplan erstellt und mit Rakuten einen starken Partner für den Netzaufbau gefunden. Rakuten ist Pionier und Experte in Sachen OpenRAN. Im April 2020 ist Rakuten mit dem weltweit ersten vollständig virtualisierten OpenRAN in Japan an den Start gegangen. Dabei konnte Rakuten umfangreiche Erfahrungen sammeln, die unser Know-how bei Telekommunikationsnetzen, Rechenzentren und Cloud-Anwendungen ideal ergänzen. Rakuten wird die Installation unseres aktiven Netzequipments übernehmen und für die Performance des Netzes verantwortlich sein. Gemeinsam mit Rakuten wollen wir das innovativste Mobilfunknetz Europas auf Basis der neuen OpenRAN-Technologie bauen. Zu diesem Partnervertrag hinzu kamen der am 9. Dezember 2021 geschlossene Intercompany-Vertrag zwischen 1&1 und der Schwestergesellschaft 1&1 Versatel, die insbesondere das Zugangsnetz (primär Glasfaserleitungen) sowie Rechen-zentren für den Betrieb des 1&1-Mobilfunknetzes mietweise zur Verfügung stellen wird, sowie der mit gleichem Datum geschlossene Vertrag mit der Vantage Towers AG, einem der führenden europäischen Unternehmen für Funkturm-Infrastruktur, der unter anderem die Anmietung von Vantage-Antennenstandorten und die Installation der 1&1 5G-Hochleistungsantennen durch Vantage beinhaltet.

Neben den Fortschritten bei unserem Mobilfunknetz war das Geschäftsjahr 2021 auch durch Maßnahmen zur Vergrößerung unserer Festnetz-Coverage geprägt. Diese umschließt DSL- und VDSL-Anschlüsse, zukünftig aber auch immer mehr Glasfaser-Haushaltsanschlüsse (Fiber to the Home / „FTTH“). In diesem Zusammenhang hat die 1&1 AG mit ihrer Schwestergesellschaft 1&1 Versatel den langfristigen Bezug von FTTH- und VDSL-Komplettpaketen inkl. Voice und IP-TV ab dem 1. April 2021 vereinbart. Parallel dazu hat 1&1 Versatel mit der Deutschen Telekom einen Vertrag über die Nutzung derer FTTH- und VDSL-Haushaltsanschlüsse geschlossen. Diese ermöglichen 1&1 Versatel die Bereitstellung von FTTH-/VDSL-Komplettpaketen für 1&1, da das bundesweite Glasfaser-Transportnetz von 1&1 Versatel weitgehend mit den regionalen Breitband-Netzen der Deutschen Telekom verbunden ist. Mit diesem Vertragsabschluss kommen wir unserem Ziel näher, immer mehr Haushalte mit garantierten Gigabit-Geschwindigkeiten zu versorgen.

Zudem unterstützen wir gemeinsam mit Morgan Stanley Infrastructure Partners die Umsetzung der Fiber-Champion-Strategie von Tele Columbus. Dazu hat die Kublai GmbH, eine Bietergesellschaft, hinter der Morgan Stanley steht, in einem ersten Schritt ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für Tele Columbus Aktien unterbreitet. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Übernahmeangebots haben wir die von uns gehaltenen Anteile an Tele Columbus im April 2021 in Kublai eingebracht und unsere Beteiligung an Kublai auf 40 % erhöht. Nach dem Vollzug der Transaktion und dem Delisting von Tele Columbus hält Kublai aktuell rund 94,8 % der Tele Columbus Aktien. Zudem hat 1&1 mit Tele Columbus einen verbindlichen Vorvertrag über die Nutzung des Kabel-/Glasfasernetzes von Tele Columbus als Vorleistung für ihre Breitbandprodukte geschlossen und wird so weitere Zielgruppen über Glasfaser- sowie über Kabelanschlüsse versorgen.

Im Segment „Business Applications“ haben wir uns Anfang des Jahres weiter verstärkt und die we22 AG übernommen. we22 entwickelt Software zur Erstellung, Pflege und dem Hosting von Webseiten. Bekannt geworden ist we22 durch seinen White-Label-Website-Builder CM4all. Seit 2000 ist CM4all mit über 25 Sprachversionen wesentlicher Bestandteil des Produktangebots von weltweit über 50 Hosting-Anbietern. Außerdem bietet we22 unter der Marke Web4Business in Deutschland kleinen Unternehmen und Freiberuflern Dienstleistungen im Bereich Webseiten-Erstellung und Online-Marketing an. Die Produkte und Services von we22 sollen künftig auch Kunden von IONOS zur Verfügung stehen. CM4all wird auch weiterhin als White-Label-Lösung für andere Internet-Provider und Geschäftskunden angeboten.

Last but not least haben wir im Berichtszeitraum die Anteile an unseren Tochterunternehmen IONOS und 1&1 aufgestockt. Bei der IONOS TopCo SE von 66,67 % auf 75,10 % (in Q2 2021) und bei der 1&1 AG von 75,10 % über 76,97 % (in Q2 2021) auf 78,32 % (in Q3 2021).

Auf Basis der Geschäftszahlen 2021 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der United Internet AG der am 19. Mai 2022 stattfindenden (virtuellen) Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 0,50 € je Aktie (Vorjahr: 0,50 €) für das Geschäftsjahr 2021 vor. Ausgehend von rund 187,7 Mio. dividendenberechtigten Aktien (Stand: 31. Dezember 2021) ergäbe sich für das Geschäftsjahr 2021 eine Ausschüttungssumme von 93,4 Mio. €. Diese Ausschüttungsquote entspricht 23,8 % des bereinigten Konzernergebnisses 2021 nach Minderheitenanteilen (392,4 Mio. €) und liegt damit – angesichts der Investitionen in das 5G-Mobilfunknetz bei 1&1 – im unteren Bereich der Dividenden-Policy.

Mit Ad-hoc-Mitteilung vom 9. Dezember 2021 haben wir unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2022 bekanntgegeben. Nach Abschluss des Geschäftsjahres 2021 haben wir diese Prognose im März 2022 konkretisiert und erwarten nunmehr einen Anstieg des Konzernumsatzes auf ca. 5,85 Mrd. € (Vorjahr: 5,646 Mrd. €). Das EBITDA 2022 soll trotz zusätzlicher Investitionen unverändert auf dem Niveau von 2021 (1,259 Mrd. €) bleiben. Im erwarteten EBITDA enthalten sind erhöhte initiale Kosten bei 1&1 für den 5G-Netzausbau von ca. 70 Mio. € (Vorjahr: 38 Mio. €) sowie ca. 30 Mio. € für zusätzliche Marketingaktivitäten beim Cloud-Anbieter IONOS zur Erhöhung der Markenbekanntheit in den wichtigsten europäischen Märkten. Wir planen in 2022 deutlich höhere Investitionen (CapEx), insbesondere für den Aufbau des 1&1 Mobilfunknetzes sowie für die Erweiterung des Glasfasernetzes von 1&1 Versatel zur Versorgung zusätzlicher Ausbaugebiete und zum Anschluss von 5G-Antennen. Die Höhe des CapEx wird voraussichtlich zwischen 800 Mio. € und 1 Mrd. € betragen (Vorjahr: 290 Mio. €).

Wir sind für die nächsten Schritte unserer Unternehmensentwicklung gut aufgestellt und blicken optimistisch in die Zukunft. Angesichts des hinter uns liegenden Jahres sowie der künftigen Herausforderungen gilt unser besonderer Dank allen Mitarbeitenden für ihren engagierten Einsatz und unseren Aktionärinnen und Aktionären sowie unseren Geschäftspartnern für das der United Internet AG entgegengebrachte Vertrauen.

Montabaur, im März 2022

Der Vorstand

Ralph Dommermuth   Martin Mildner

„Unser Ziel ist nicht nur, das modernste Mobilfunknetz Europas zu bauen, sondern auch die Ausbauziele früher als von der BNetzA vorgegeben zu erreichen. Dazu nutzen wir Tausende bestehende Antennenmasten von Funkturm-Gesellschaften, an die wir unsere Gigabitantennen anbringen. Das spart Zeit für aufwendige Standorterschließungen und schont Umwelt und Ressourcen.“

RALPH DOMMERMUTH

Die Vorstände

RALPH DOMMERMUTH 

Vorstandsvorsitzender (seit 1988)

Ralph Dommermuth, Jahrgang 1963, legte 1988 mit der Gründung der 1&1 EDV Marketing GmbH das Fundament der heutigen United Internet AG. Zum Start bot er kleinen Software-­Anbietern systematisierte Marketing-­Dienstleistungen. Später entwickelte er zusätzlich Marketing­-Services für Großkunden wie IBM, Compaq und die Deutsche Telekom. Im Zuge des Aufkommens des Internets fuhr Ralph Dommermuth diese Marketing­-Services für Dritte sukzessive zurück und baute zunehmend eigene Internet­-Dienste und direkte Kundenverhältnisse auf. 1998 führte der gelernte Bankkaufmann 1&1 als erstes Internet­-Unternehmen an die Frankfurter Wertpapierbörse. 2000 baute Ralph Dommermuth die als Holding fungierende 1&1 AG & Co. KGaA zur United Internet AG um und entwickelte das Unternehmen zu einem führenden europäischen Internet­Spezialisten.

Martin Mildner

Finanzvorstand (seit 2020)

Martin Mildner, Jahrgang 1970, ist seit dem 1. Oktober 2020 im Vorstand der United Internet AG tätig und verantwortet die Bereiche Finanzen und Controlling, Risikomanagement/Interne Revision, Recht, Steuern, M&A, Beteiligungs- und Personalmanagement. Martin Mildner verfügt über langjährige Erfahrungen im Bereich Unternehmenstransaktionen, Private Equity, Venture Capital, Recht und Steuerrecht. In seiner Zeit vor United Internet war er 13 Jahre bei der Otto Group beschäftigt, wo er als Group General Counsel und Group Vice President M&A vor allem die strategische Neuausrichtung des Unternehmensportfolios aktiv mitgestaltete. Zudem hat Martin Mildner diverse Aufsichtsrats- und Beiratsmandate innerhalb der Otto Group wahrgenommen, wie bei About You, OTTO, Hermes oder Project A Ventures.