Doppelte Wesentlichkeitsanalyse
Seit dem Geschäftsjahr 2022 wurde jährlich eine Doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt und im Nachhaltigkeitsbericht offengelegt. Die Methodik für die Bewertung wesentlicher IROs wurde stetig weiterentwickelt. Im Geschäftsjahr 2024 erfolgte die Festlegung der Wesentlichkeit auf IRO-Ebene, in Anlehnung an die ESRS, die FAQ und die Wesentlichkeitsanalyse-Guidance der EFRAG. Die Identifizierung der IROs basiert auf einer Longlist, die auf Grundlage der Themen, Sub-Themen und Sub-sub-Themen (ESRS, AR 16) der ESRS sowie unternehmensspezifischen Themen (einschließlich der Segmentthemen) generiert wurde. Die unternehmensspezifischen Themen entstammen den bereits durchgeführten Doppelten Wesentlichkeitsanalysen aus den Geschäftsjahren 2022 und 2023. Im Zuge der aktuellen Doppelten Wesentlichkeitsanalyse wurde zudem eine Überprüfung und Ergänzung anhand der Themenliste des Sustainability Accounting Standards Boards (SASB) durchgeführt und es wurden neue, unternehmensspezifische Themen hinzugefügt, bspw. der ethische Umgang mit KI. Die Relevanz der Themen für United Internet wurde anhand des Bezugs zum Geschäftsmodell, den Geschäftsaktivitäten und der Wertschöpfungskette bewertet.
Wesentlichkeitsworkshop
Mitte 2024 führte Corporate Sustainability einen Wesentlichkeitsworkshop mit dem Nachhaltigkeitsmanagement der Segmente durch. Ziel war es, sämtliche in der Longlist aufgeführten Themen unter Berücksichtigung und Analyse der Wertschöpfungskette nach ihrer Relevanz zu kategorisieren und dies zu begründen. Außerdem diente der Workshop dazu, neue IROs zu erfassen, um sie bei der Bewertung berücksichtigen zu können. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die geografische Region und die Regulatorik (Arbeitssicherheit, Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung) der eigenen Standorte sowie auf die Herkunftsgebiete der eingekauften Produkte und der dazu benötigten Rohstoffe gelegt. Zudem wurde die nachgelagerte Wertschöpfungskette betrachtet, bspw. der Umgang mit Elektroschrott. Eine Sonderrolle kam dem zentralen Thema „Klimawandel“ zu. Hier wurden in die Sammlung und Bewertung der IROs auch die Ergebnisse der Klimarisikoanalyse und des Corporate Carbon Footprints einbezogen.
Die im Workshop gesammelten IROs wurden durch Corporate Sustainability mit den IROs der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse aus den Vorjahren in einer konsolidierten Liste zusammengeführt. Dabei wurden die IROs den entsprechenden Themen (Sub-sub-Themen) sowie den Segmenten zugeordnet, sofern dies für deren Geschäftsmodell oder deren vor- und nachgelagerte Lieferkette passend war.
Sowohl für die Identifikation von IROs als auch für deren Bewertung wurden betroffene Stakeholderinnen und Stakeholder stellvertretend durch das Nachhaltigkeitsmanagement und die Fachbereiche der Segmente repräsentiert. Bspw. wurden Ansichten der eigenen Mitarbeitenden durch Vertreterinnen und Vertreter der HR-Abteilung mit einbezogen. Die Perspektiven von Kundinnen und Kunden wurden durch die Abteilungen „Customer Experience“ und „Legal“ bzw. das Partnermanagement abgedeckt. Um sicherzustellen, dass betroffene Gruppen von Stakeholderinnen und Stakeholdern abgedeckt werden, wurde eine entsprechende Mapping-Tabelle angelegt.
Im Anschluss erfolgte die Bewertung der IROs durch Corporate Sustainability und die Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager der weiteren Segmente sowie die jeweiligen Stakeholderinnen und Stakeholder bzw. deren repräsentierende Fachabteilungen und die Risk Owner in Abstimmung mit dem Risikomanagement. Die Bewertung des Impacts erfolgte in einer Bruttobetrachtungsweise anhand der Dimensionen Ausmaß, Umfang, Unabänderlichkeit und Eintrittswahrscheinlichkeit. Der Schweregrad, der für die Ermittlung der Wesentlichkeit relevant ist, ergibt sich aus dem Durchschnitt von Ausmaß, Umfang und Unumkehrbarkeit. Risiken und Chancen wurden ebenfalls in einer Bruttobetrachtungsweise anhand ihres finanziellen Ausmaßes und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Dabei wurden die Skalen auf Segmentebene entsprechend der Skalen des klassischen Risikomanagements angepasst. Eine Priorisierung der schwerwiegenden Auswirkungen wurde nicht vorgenommen.
Die bewertenden Stakeholderinnen und Stakeholder waren dazu angehalten, neben der eigenen Perspektive auch öffentlich zugängliche Studien zur Bewertung zu berücksichtigen.
Nach Abschluss der Bewertungen durch die einzelnen Segmente wurden die Ergebnisse auf Konzernebene konsolidiert, um die aus Konzernsicht wesentlichen IROs zu bestimmen. Zur Konsolidierung eines Impacts wurde der höchste Wert, der sich aus den Segment-Bewertungen ergab, im Sinne der Bruttobewertung als Konzernwert übernommen. Risiken und Chancen wurden aufsummiert, da die Einzelrisiken der Segmente das Gesamtrisiko für den Konzern darstellen. Das finanzielle Ausmaß in € wurde addiert und mithilfe der Gesamtkonzern-Skala neu bewertet. Für die Eintrittswahrscheinlichkeiten wurde der Durchschnittswert berechnet und auf Konzernebene übernommen.
Die Wesentlichkeitsschwelle auf IRO-Ebene ergibt sich aus einer Einzelbetrachtung von Wahrscheinlichkeit und Schweregrad bzw. finanziellem Ausmaß. Eine Ausnahme stellen die tatsächlichen Impacts dar: Hier wird nur der Schweregrad berücksichtigt. Alle IROs, die mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von mehr als 35 % bewertet wurden und deren Schweregrad auf der Risikoskala mit mehr als 3 bewertet wurde (analog dem finanziellen Ausmaß bei Risiken und Chancen), wurden als wesentlich eingestuft. Außerdem wurden IROs, bei denen mindestens eines der Kriterien mit Schweregrad 5 bewertet wurde (analog finanzielles Ausmaß) von Corporate Sustainability einer Einzelfallprüfung hinsichtlich der Wesentlichkeit unterzogen. Auch Auswirkungen, die im Zusammenhang mit einer Menschenrechtsverletzung stehen, wurden explizit geprüft. Sofern der Schweregrad unter der Wesentlichkeitsschwelle lag, wurden die Auswirkungen im Rahmen der Einzelfallprüfung durch Corporate Sustainability hinsichtlich der Wesentlichkeit geprüft.
Die Überführung der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse in das Risikomanagement des Konzerns ist für das erste Halbjahr 2025 geplant, sodass eine noch engere Verknüpfung zum bestehenden Risikomanagement- und Due-Diligence-Prozess möglich wird.
Sofern im Prozess Unstimmigkeiten hinsichtlich der Wesentlichkeitsbewertung aufkamen, wurden diese Punkte individuell zwischen den Verantwortlichen der Segmente oder Fachbereiche und Corporate Sustainability besprochen. Da die Gesamtsteuerung des Wesentlichkeitsprozesses in der Verantwortung von Corporate Sustainability lag, konnte die Konsistenz der Bewertung durch eine zentrale Stelle sichergestellt werden.
Im Rahmen der Wesentlichkeitsanalyse war das Risikomanagement-Team kontinuierlich beratend und unterstützend tätig. Die verwendete Methodik sowie die festgelegten Schwellenwerte wurden in enger Abstimmung mit den Expertinnen und Experten des Risikomanagements definiert. Außerdem wurde die Bewertung der Risiken und Chancen entweder durch das Risikomanagement in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Risk Ownern vorgenommen oder zumindest durch das Risikomanagement überprüft. Diese Praxis gewährleistet, dass die Ermittlung, Bewertung und das Management der IROs effektiv in das allgemeine Risikomanagementverfahren von United Internet integriert sind.
Wo möglich, wurden bei der Bewertung der IROs quantitative Daten genutzt, um einer objektiven Bewertung nahe zu kommen. Datenquellen waren hier z. B. die Betrachtung des Absatzvolumens für einzelne Geschäftstätigkeiten, CO 2 -Emissionswerte (bei Auswirkungen auf den Klimawandel), eigene Kalkulationen oder externe Studien.
Die erste Doppelte Wesentlichkeitsanalyse wurde im Geschäftsjahr 2022 durchgeführt und in den letzten Jahren jeweils auf ihre Aktualität hin geprüft. Die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse aus dem Geschäftsjahr 2024 erfolgte methodisch erstmalig in Anlehnung an die ESRS-Anforderungen, weshalb ein Vergleich der diesjährigen Ergebnisse mit den Vorjahren, u. a. mit Blick auf die Unterschiede in der Detailtiefe, als nicht sinnvoll erachtet wird.
Die Ergebnisse der Materialitätsanalyse werden im kommenden Berichtszyklus auf ihre Aktualität geprüft.
Die im Rahmen der Doppelten Wesentlichkeitsanalyse ermittelten wesentlichen IROs werden in den Kapiteln „Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel“, „Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft“, „Mitarbeitende bei United Internet“, „Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette“, „Verbraucherinnen und Verbraucher, Endnutzerinnen und Endnutzer von United Internet“, „Kundenorientierung im Geschäftskundensegment“, „Unternehmensführung“ sowie „Unternehmensspezifische Governance-Themen: Digitale Ethik und Verantwortung“ in diesem Nachhaltigkeitsbericht genauer ausgeführt.
In der nachfolgenden Tabelle sind die wesentlichen IROs zusammengefasst und werden in die Wertschöpfungskette eingeordnet.
Lesehinweis zur Tabelle:
Bei der Beschreibung in der Tabelle handelt sich um eine Bruttobetrachtungsweise. Das bedeutet, dass IROs ohne Berücksichtigung von bereits eingesetzten Maßnahmen analysiert werden. Bspw. werden potenzielle Risiken in ihrer ursprünglichen, ungemilderten Form dargestellt, ohne risikomindernde Maßnahmen. Dies ermöglicht eine umfassende Sicht auf die maximalen Risiken, denen ein Unternehmen oder eine Organisation ausgesetzt ist, bevor irgendwelche Vorkehrungen oder Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden.
negative Auswirkungen
Klimawandel
Energiebedarf und Treibhausgas-emissionen durch das Geschäftsmo-dell von United Internet
Die Bereitstellung der Internet- und Telekommunikationsdienstleistungen verbraucht Energie und verursacht Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel negativ beeinflussen. In der vorgelagerten Lieferkette betrifft dies insbesondere den Ausbau der eigenen Rechenzentren und Netzinfrastruktur sowie eingekaufte Güter und Dienstleistungen. Im eigenen Betrieb entstehen Emissionen sowohl durch den Energieverbrauch der unternehmenseigenen Rechenzentren und Mobilfunknetze als auch durch die Bürogebäude und Mitarbeitendenmobilität (Pendelfahrten, Dienstreisen), auch können durch Leckagen Kühlmittel in Rechenzentren austreten. Der Energiebedarf steigt insgesamt, da die Datenlast und der Bedarf an Telekommunikationsdienstleistungen weiter zunehmen. Nachgelagert entstehen Emissionen durch Endgeräte, mit denen Nutzende auf die Services von United Internet zugreifen sowie durch den Versand von IT-Hardware.
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Ressour-cennutzung und Kreislauf-wirtschaft
Erhöhter Rohstoffabbau und Ressourcennut-zung für Informations- und Telekommunika-tionstechnik
Durch das Wachstum an Kundinnen und Kunden sowie zunehmende Digitalisierung und Datenlast steigt der Bedarf an Informations- und Telekommunikationstechnik. Der Ausbau (bspw. Mobilfunknetz, zusätzliche Server-Kapazitäten) erhöht den Bedarf und den Abbau an endlichen Rohstoffen wie seltenen Erden oder Metallen.
Mitarbeitende bei United Internet
Gesundheitliche Gefährdung am Arbeitsplatz
Mitarbeitende sind verschiedenen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt, die sowohl physischer als auch psychischer Natur sein können. Übermäßige Arbeitslast, mangelnde Work-Life-Balance und unzureichende Arbeitsschutzmaßnahmen können zu erhöhtem Stress sowie körperlichen und psychischen Erkrankungen führen. Fehlende Sicherheitsvorkehrungen und mangelnde Schutzmaßnahmen begünstigen das Risiko von Arbeitsunfällen und Verletzungen. Zudem können unangebrachtes Verhalten, körperliche Übergriffe, Mobbing und Belästigung zu ernsthaften psychischen Belastungen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen.
Menschen-rechtsverletzun-gen und unethische Arbeitsbedin-gungen im eigenen Betrieb
Die Wahrung von Arbeitnehmendenrechten ist essenziell für ein faires und respektvolles Arbeitsumfeld sowie die psychische und physische Gesundheit von Mitarbeitenden. Werden Arbeitnehmendenrechte nicht ausreichend geschützt, besteht die Gefahr von unangemessenen Arbeitsbedingungen. Eine Gefahr von Arbeits- und Menschenrechtsverletzung besteht insbesondere an Standorten mit niedrigen Menschenrechtsstandards (Kinderarbeit, Zwangsarbeit), was zu gesundheitlichen Schäden für die Betroffenen führen kann. Auch der Schutz sensibler Mitarbeitendendaten (z. B. Gehaltsdaten) kann gefährdet werden, wenn diesbezügliche Bestimmungen nicht eingehalten werden.
Fehlende Gleichbehand-lung und Inklusion
Eine inklusive Unternehmenskultur ist entscheidend, um soziale Gerechtigkeit und das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden zu fördern. Eine mangelnde Sensibilisierung von Führungskräften und Mitarbeitenden führt zu vielfältigen Nachteilen für unterrepräsentierte Gruppen. Sie werden durch sprachliche, körperliche oder zeitliche Barrieren (Teilzeit) aus Terminen ausgeschlossen und können sich nicht mit der Unternehmenskultur identifizieren. Durch fehlende, barrierefreie Arbeitsplätze werden Menschen mit Behinderung ausgeschlossen und ihre Chancen am Arbeitsmarkt verringert. Unbewusste Vorurteile und unpassende Arbeitsbedingungen (mangelnde Teilzeitoptionen, fehlende barrierefreie Arbeitsplätze) und ungleiche Bezahlung sorgen dafür, dass Mitarbeitende aufgrund von Geschlecht, Alter, Herkunft oder körperlichen Einschränkungen in ihren Karrieremöglichkeiten einschränkt oder für Führungspositionen nicht in Betracht gezogen werden, was psychische und finanzielle Belastungen verursachen kann.
Arbeitskräfte in der Wert-schöpfungs-kette
Arbeitsbedin-gungen und Menschen-rechtsverletzun-gen in der vorgelagerten Wertschöp-fungskette
Zur Bereitstellung von Internet- und Telekommunikationsdiensten ist IT-Hardware erforderlich, in der Rohstoffe wie seltene Erden und Metalle zum Einsatz kommen. Beim Abbau dieser Rohstoffe kann es im Rahmen globaler Lieferketten zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen und zur Missachtung von Arbeitsrechten kommen, besonders in Ländern mit schwachen regulatorischen Rahmenbedingungen. Dazu zählen gefährliche Arbeitsbedingungen im Rohstoffabbau, die zu schweren gesundheitlichen Schäden bis hin zu Todesfällen führen. Zudem sind Arbeitskräfte oft Missbrauch, Gewalt und Zwangsarbeit ausgesetzt, ohne ausreichenden Schutz oder Rechtssicherheit. Kinderarbeit, Unterbezahlung sowie die unzureichende Unterbringung von Wanderarbeitskräften und ausländischen Beschäftigten verschärfen die Ausbeutung. Diese Zustände beeinträchtigen die körperliche und psychische Gesundheit der Betroffenen erheblich und gefährden ihre Menschenrechte.
Ausbeutung von Dienstleistern in der nachgelagerten Wertschöp-fungskette
Durch Kundinnen und Kunden bestellte Hardware (z. B. Mobiltelefone, Netzwerkgeräte) wird durch Versanddienstleister ausgeliefert. Dort können Arbeitsbedingungen auftreten, die den sozialen Standards nicht entsprechen und die die Lebensqualität der betroffenen Arbeitskräfte negativ beeinflussen, insbesondere durch unfaire Entlohnung.
Verbrau-cherinnen und Verbraucher und Endnut-zende
Gefahren für faktenbasierte Meinungsbildung
Die redaktionellen Inhalte auf Seiten wie WEB.DE und GMX bringen eine soziale Verantwortung mit sich, insbesondere in Bezug auf informierte und fundierte Meinungsbildung. Durch die Verbreitung von Fake News kann bei den Lesenden eine verzerrte Wahrnehmung der Realität entstehen. Subjektiv gefärbte Berichterstattung führt auf Dauer dazu, dass Menschen Nachrichten nicht mehr vertrauen. Dies begünstigt die Bildung von Filterblasen, in denen einseitige Inhalte, Fake News und Algorithmen die eigenen Perspektiven immer weiter verstärken und andere Sichtweisen ausblenden. Langfristig hat dies gravierende Auswirkungen auf die Demokratie, da eine vielfältige und ausgewogene Meinungsbildung unterdrückt wird.
Folgeschäden für Kundinnen und Kunden durch schlechte Service-Qualität
Schlechte Kundenservice-Qualität kann dazu führen, dass Menschen den Zugang zu ihren digitalen Diensten verlieren, bspw. wenn sie sich nicht in ihr E-Mail-Postfach einloggen können und keine Hilfe erhalten. So können sie bspw. den Zugriff auf ihr Online-Banking verlieren, was nicht nur das Kundinnen- und Kundenerlebnis stark beeinträchtigt und das Vertrauen in digitale Dienste weiter schwächt, sondern auch finanzielle Schäden für Nutzerinnen und Nutzer nach sich ziehen kann. Dies betrifft besonders vulnerable Gruppen, wodurch soziale Inklusion weiter erschwert wird.
Digitale Sicherheit und Schutz der Verbraucherin-nen und Verbraucher
Als Betreiber digitaler Dienste hat United Internet eine hohe Verantwortung für die an das Unternehmen übertragenen Daten, z. B. E-Mails, persönliche Fotos oder Bezahldaten. Fehlender Datenschutz, unzureichende Cybersecurity oder Rechenzentrumsausfälle können zu Verlust oder Veröffentlichung sensibler Daten von Nutzenden führen. Dies kann psychische oder finanzielle Schäden für die Betroffenen nach sich ziehen, z. B. durch Identitätsdiebstahl oder betrügerische Aktivitäten.
Verletzung von Jugendschutz im digitalen Raum
Mangelnde Schutzmaßnahmen für einen sicheren Internetzugang für Kinder und Jugendliche können schwerwiegende Folgen haben. Durch unzureichende Kontrolle können jugendschädliche oder illegale Inhalte, wie rechtsextreme Beiträge, per E-Mail, Werbung oder im redaktionellen Bereich verbreitet werden. Dies kann zu psychischen Schäden bei jungen Nutzenden führen und ihre digitale Bildung beeinträchtigen, was langfristig ihre Lebensqualität negativ beeinflusst. Auch Eltern können durch die Gefährdung ihrer Kinder indirekt betroffen sein.
Unterneh-mensführung
Verstöße gegen unternehmens-interne Richtlinien / Vorgaben
Fehlende Prävention und Sensibilisierung der Mitarbeitenden hinsichtlich interner Richtlinien, wie dem Code of Conduct, kann zu einer negativen Unternehmenskultur oder respektlosem Verhalten führen. Die Auswirkungen können zu psychischer Belastung mit gesundheitlichen Folgeschäden bei Mitarbeitenden führen.
Digitale Ethik und Verant-wortung
Ethische und rechtliche Gefahren durch die Anwendung von KI in Prozessen und Services (unternehmens-intern)
Der Einsatz von KI in Prozessen und Services birgt verschiedene rechtliche und ethische Gefahren. Dazu zählen Datenschutzverstöße, wenn sensible Daten in öffentlich zugängliche Sprachmodelle eingegeben werden. Dies kann zu finanziellen und immateriellen Schäden für die Betroffenen führen (z. B. durch Veröffentlichung von Bezahldaten oder sensiblen, personenbezogenen Informationen). Zudem können KI-Modelle Vorurteile (Bias) enthalten, die zu diskriminierenden Entscheidungen führen, was soziale Ungerechtigkeit fördert. Übermäßige Automatisierung reduziert den persönlichen Kontakt zu Kundinnen und Kunden, was die Nutzendenerfahrung negativ beeinflussen kann. Zudem besteht Unsicherheit über die rechtliche und ethische Nutzung von KI-Drittanwendungen, was Risiken für Compliance und Menschenrechte mit sich bringt.
Ausfälle der Telekommunika-tionsinfrastruk-tur
Ein Ausfall oder eine Beeinträchtigung der durch United Internet bereitgestellten Telekommunikationsinfrastruktur kann das staatliche Gemeinwesen erheblich beeinträchtigen, indem dadurch nachhaltige Versorgungsengpässe, schwerwiegende Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen für die kritische Infrastruktur verursacht werden. Da Telekommunikationssysteme die Grundlage für zahlreiche zentrale Dienste wie Notfallkommunikation, Verkehrssteuerung, Energieversorgung und Finanztransaktionen bilden, können Ausfälle dieser Systeme zu einem Dominoeffekt führen. Dieser kann die Funktionsfähigkeit lebenswichtiger Sektoren unterbrechen und die Koordination von Rettungseinsätzen und staatlichen Maßnahmen behindern.
Auswirkungen von Cybersecurity-Vorfällen für die Wertschöp-fungskette
Unzureichende Cybersecurity-Maßnahmen und fehlende Sicherheits-Updates machen IT-Systeme anfällig für großflächige Angriffe, was Betriebsausfälle und den Abfluss sensibler persönlicher oder geschäftlicher Daten zur Folge haben kann. Solche Cyberangriffe betreffen nicht nur das Unternehmen, sondern auch Kundinnen und Kunden, Partner und abhängige Dienstleister. Dies kann zu Erpressung und erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Unternehmensdienste für illegale Aktivitäten missbraucht werden. Langfristig kann durch solche Vorfälle das Vertrauen in digitale Technologien und Dienstleistungen untergraben werden.
Positive Auswirkungen
Ressour-cennutzung und Kreis-laufwirtschaft
Reduktion von Ressourcenver-brauch und Abfallauf-kommen durch Kreislaufwirt-schaft
Durch den bewussten Einkauf nachhaltiger Materialien sowie der Sensibilisierung von Geschäftspartnern kann der Einsatz von recycelbaren und nachwachsenden Rohstoffen sowie Sekundärmaterialien in der IT-Hardware gesteigert werden. Dies fördert eine höhere Ressourceneffizienz und unterstützt den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft. Umweltfreundliche Versandverpackungen reduzieren zusätzlich den Materialbedarf. Zurückgenommene Hardware – von Kundinnen und Kunden sowie unternehmensintern – wird analysiert, aufbereitet und weiterverkauft, um Produktlebenszyklen zu verlängern. Falls eine Wiederverwendung nicht möglich ist, wird das Gerät recycelt. Das wachsende Portfolio an wiederaufbereiteten Produkten trägt ebenfalls dazu bei, den Bedarf an neuen Ressourcen zu senken und die Kreislaufwirtschaft zu stärken.
Soziale Sicherheit durch faire Arbeitsbedin-gungen
Sichere und unbefristete Arbeitsverträge mit Kündigungsschutz sowie faire, transparente Entlohnung können soziale Absicherung bieten und die gesellschaftliche Stabilität fördern. Ein offener sozialer Dialog ermöglicht es, regelmäßig Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen abzuleiten, was langfristig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht. Klare Entwicklungsmöglichkeiten und Chancengleichheit können das Gefühl der Wertschätzung fördern, während umfassende Zusatzleistungen in den Bereichen Gesundheit, Finanzen und Umwelt die Lebensqualität der Mitarbeitenden verbessern können.
Beschäftigung und Inklusion von Menschen mit Behinderungen (Beschäftigte in der Wertschöp-fungskette)
Die Zusammenarbeit mit inklusiven Geschäftspartnern unterstützt aktiv die Inklusion und fördert die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in der Wertschöpfungskette. Dies trägt nicht nur zur Schaffung eines vielfältigeren und integrativeren Arbeitsumfelds bei, sondern stärkt auch die Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit. Gleichzeitig wird die Eigenständigkeit, der Selbstwert und die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen gefördert.
Befähigung zu digitaler Teilhabe
Durch das Angebot und den Betrieb von Telekommunikationsdiensten und den Verkauf von Endgeräten und Dienstleistungen stellt United Internet die Infrastruktur sowie Produkte zur Teilhabe an der digitalen Welt bereit.
Nachhaltige Wertschöpfung und Resilienz durch verantwortungs-bewusste und langfristig ausgerichtete Unternehmens-führung
Durch eine verantwortungsbewusste, langfristig ausgerichtete Unternehmensführung wird eine nachhaltige Wertschöpfung innerhalb des Unternehmens gefördert, die Ressourcen schont und die Umweltbelastung reduziert. Gleichzeitig schafft ein fairer, respektvoller und regelkonformer Umgang im gesamten Unternehmen ein positives Arbeitsumfeld, das soziale Gerechtigkeit unterstützt. Dies trägt zur Resilienz des Unternehmens und damit zur langfristigen Stabilität von Arbeitsplätzen und einer nachhaltigen Wertschöpfungskette bei.
Förderung der digitalen Transformation und nachhaltigen Wettbewerbs-fähigkeit
Durch den Ausbau und die Anbindung von Unternehmen, kleineren Betrieben, Schulen und öffentlichen Einrichtungen an schnelle, digitale Datennetze trägt United Internet zur digitalen Transformation bei. Dies ebnet Wege für Innovationen und fördert somit langfristige Wettbewerbsfähigkeit sowie den Erhalt von Arbeitsplätzen. Durch Digitalisierung kann bspw. Bildung ausgebaut und können Geschäftsreisen durch digitale Meetings ersetzt werden, was wiederum einen positiven Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft hat.
Risiken
Erhöhte Kosten durch Folgen des Klimawandels
Durch den Klimawandel treten verstärkt Extremwetterereignisse wie Hochwasser, Starkregen oder Hitzeperioden auf. Dies kann zu erheblichen Schäden an Gebäuden und technischer Infrastruktur und Betriebsausfällen führen (z. B. Rechenzentren, deren Kühlung bei Hitzewellen versagt). Finanzielle Folgeschäden beinhalten den Verlust von Kundinnen und Kunden, erforderlich gewordene Neubauten, Reparaturen, Umrüstungen sowie zusätzlich notwendig gewordene Maßnahmen zur dauerhaften Resilienzbildung (z. B. zusätzliche Kühlsysteme, Hochwasserschutz).
zunehmende Ressourcen- / Materialknapp-heit
Geopolitische Konflikte, Naturkatastrophen und die zunehmende Verknappung von Rohstoffen führen zu Verzögerungen oder Ausfällen in Lieferketten und erhöhen die Kosten, da die Konkurrenz um Rohstoffe und strategische Metalle steigt - bspw. für den materialintensiven Ausbau des Glasfasernetzes. Der Zeitverzug kann zu verzögertem Wachstum von Neukundinnen und -kunden sowie Finanzierungsrisiken führen. Wird Hardware in Rechenzentren durch Störungen in der Lieferkette nicht ersetzt, kann es zu Umsatzausfällen durch Betriebsunterbrechungen kommen.
Fachkräfte-mangel und Mitarbeitenden-fluktuation durch unattraktive Arbeitsbedin-gungen
United Internet steht mit anderen Unternehmen im Wettbewerb um gute Fach- und Führungskräfte, in einigen Bereichen herrscht Fachkräftemangel. Wird nicht ausreichend in die Personalentwicklung (z. B. durch Schulung und Kompetenzentwicklung) und attraktive, sichere Arbeitsbedingungen investiert, sinkt die Mitarbeitendenzufriedenheit. Es kommt zu höherer Fluktuation und krankheitsbedingten Ausfällen. Die Arbeitgeberattraktivität sinkt, was die Bindung und Gewinnung von qualifizierten Fachkräften erschwert. Langfristig führt dies zum Verlust von Innovationskraft, Umsetzungsgeschwindigkeit und Wachstumspotenzialen, was Kosten und den Verlust von Kundinnen und Kunden durch Wettbewerbsnachteile zur Folge hat.
Ausfall des eigenen Mobilfunknetzes
Durch den Ausfall des eigenen Mobilfunknetzes, bspw. durch Überlastung in Rechenzentren, kann es zu Regressansprüchen, Vertragskündigungen, Reputationsschäden und verminderter Gewinnung von neuen Kundinnen und Kunden kommen.
Fehlverhalten und Regelwidrig-keiten
Der Verstoß gegen bestehende Gesetze und Richtlinien (z. B. aus Haftungsrisiken, Umweltvorschriften etc.) kann zu Umsatzeinbußen durch den Verlust von Kundinnen und Kunden führen, wenn diese das Vertrauen in das Unternehmen verlieren. Gesetzeswidrige oder unethische Geschäftspraktiken können zudem zu Bußgeldern und in Einzelfällen strafrechtlicher Verfolgung führen (Korruption, Bestechung und andere Formen illegalen Verhaltens).
Mangelnde Integration von Nachhaltigkeits-aspekten in die Produktentwick-lung
Wird das Unternehmen seiner Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt nicht gerecht und entwickelt keine nachhaltigen Produkte oder Dienstleistungen, kann dies zu einem Verlust von Kundinnen und Kunden an nachhaltiger agierende Wettbewerber führen, da sowohl Geschäfts- als auch Privatkundinnen und -kunden zunehmend Wert auf nachhaltige Praktiken und energieeffiziente Technologien legen. Agiert das Unternehmen nicht nachhaltig, kann das zu einem negativen Markenimage und damit einem Rückgang der Profitabilität führen, was wiederum negative Auswirkungen auf Finanzierungen hat. Langfristig beeinträchtigt dies die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Folgekosten durch Cyberangriffe oder Hardwaredieb-stahl
Durch Cyberangriffe oder Hardwarediebstahl besteht die Gefahr, dass Unberechtigte Zugriff auf Daten von Kundinnen und Kunden oder Geschäftsdaten erhalten oder die Systeme von United Internet für kriminelle Aktivitäten missbrauchen. Dem Unternehmen entstehen hohe Folgekosten durch die gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung des Angriffs, Systemausfälle und Wiederherstellungsaufwände, Verlust von Kundinnen und Kunden, Rechtskosten, etc.
Kapitel
Bezeichnung
Beschreibung
Vor-gelagert
Eige-ner Be-trieb
Nach-gela-gert
Die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt, die Verbindung zu Strategie und Geschäftsmodell sowie die damit verbundenen Zeithorizonte und Anteile der wesentlichen Auswirkungen können den themenspezifischen Kapiteln entnommen werden. Unternehmensspezifische Angaben sind jeweils den Kapiteln zugeordnet, zu denen sie thematisch am besten passen. Sie beleuchten Themen, die für die Stakeholderinnen und Stakeholder von besonderer Bedeutung sind, und geben damit einen umfassenderen Einblick in die Besonderheiten der Geschäftstätigkeiten der Segmente und deren strategische Prioritäten.
Die Strategie und die Geschäftsmodelle der Segmente wurden qualitativ und punktuell auf ihre Widerstandsfähigkeit geprüft, um sicherzustellen, dass wesentliche Auswirkungen und Risiken effektiv bewältigt und wesentliche Chancen optimal genutzt werden können. In den kommenden Berichtszyklen wird diese Resilienzanalyse standardisiert und auf alle IROs erweitert.
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