Um einen Überblick über die von United Internet verursachten Emissionen zu erhalten, wird konzernweit seit dem Geschäftsjahr 2024 der CCF nach Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) erstellt, einschließlich der Vervollständigung des CCFs für das Geschäftsjahr 2023. Auf Ebene der Segmente war dies teilweise schon seit dem Geschäftsjahr 2022 der Fall.
United Internet nutzt gemäß dem GHG Protocol den operativen Kontrollansatz. Dadurch werden alle Standorte und Gesellschaften, über welche operative Kontrolle besteht, konsolidiert in der Treibhausgasbilanz berücksichtigt. Minderheitsbeteiligungen an Gesellschaften ohne operative Kontrolle werden anteilig in Scope-3-Kategorie 3.15 berücksichtigt, was bei der zum Unternehmen gehörenden Marke IONOS und bei Corporate relevant ist.
Zur Identifikation der wesentlichen relevanten und nicht relevanten Scope-3-Kategorien hat jedes Segment von United Internet eine Scope-3-Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Die Analyse orientiert sich an den Vorgaben des GHG Protocols. Jede Scope-3-Kategorie wurde gemäß der voraussichtlichen Emissionshöhe und Beeinflussbarkeit eingeschätzt und in eines von drei Clustern eingeordnet.
Die Berichtsgrenzen für die Schätzung der Scope-3-Emissionen bei United Internet umfassen die in der folgenden Tabelle dargestellten Scope-3-Emissionskategorien. Hierbei werden segmentübergreifend und segmentspezifisch erhobene Kategorien unterschieden.
Segmentübergreifende Scope-3-Kategorien (wesentlich oder relevant)
Scope 3.1 Eingekaufte Güter und Dienstleistungen
Scope 3.2 Kapitalgüter
Scope 3.3 Brennstoff- und energiebezogene Emissionen
Scope 3.4 Transport und Verteilung (vorgelagert)
Scope 3.5 Abfall
Scope 3.6 Geschäftsreisen
Scope 3.7 Pendeln der Mitarbeitenden
Segmentspezifische Scope-3-Kategorien (wesentlich oder relevant)
Segment „Consumer Access“: Scope 3.11 Nutzung der verkauften Produkte, Scope 3.12 Umgang mit verkauften Produkten am Lebenszyklusende
Segment „Business Access“: Scope 3.8 Angemietete oder geleaste Sachanlagen, Scope 3.11 Nutzung der verkauften Produkte, Scope 3.12 Umgang mit verkauften Produkten am Lebenszyklusende
Segment „Business Applications“: Scope 3.8 Angemietete oder geleaste Sachanlagen, Scope 3.15 Investitionen
Segment „Consumer Applications“: Scope 3.3 Brennstoff- und energiebezogene Emissionen (Energiehandel mit Erdgas), Scope 3.11 Nutzung der verkauften Produkte
Corporate: Scope 3.10 Verarbeitung der verkauften Produkte, Scope 3.11 Nutzung der verkauften Produkte, Scope 3.12 Umgang mit verkauften Produkten am Lebenszyklusende, Scope 3.15 Investitionen
Scope-3-Treibhausgas-Emissionskategorien
Die konzernweite Treibhausgasbilanz ergibt sich aus der Summe der segmentspezifischen Treibhausgasbilanzen. Dabei werden konzerninterne Leistungen herausgerechnet, um Doppelzählungen zu vermeiden. Bspw. nehmen einige Segmente Rechenzentrumsleistungen (Scope 3.1) von unternehmensinternen Anbietern (Scope 1 und 2) in Anspruch.
Aufgrund nicht vorhandener Aktivitäten wurden die folgenden Scope-3-Kategorien als nicht relevant eingeordnet und aus der Bilanzierung ausgeschlossen:
3.9 Transport und Verteilung (nachgelagert). Es existieren keine Logistikprozesse, die von Kundinnen und Kunden bezahlt werden.
3.13 Vermietete oder verleaste Sachanlagen. Es sind keine vermieteten Sachanlagen vorhanden.
3.14 Franchises. Es existieren keine Franchises.
Ausgeschlossene Scope-3-Emissionen
United Internet hat die Treibhausgasemissionen gemäß dem GHG Protocol, einschließlich des Corporate Accounting and Reporting Standard und der Technischen Anleitung zur Berechnung von Scope-3-Emissionen, berechnet. Zusätzlich wurde die sektorspezifische Guidance der „Groupe Spéciale Mobile Association“ (GSMA) für Telekommunikationsbetreiber berücksichtigt. Bei der Berechnung der Emissionen wendet United Internet die beschriebenen, anerkannten Methoden und Standards an, um eine präzise und nachvollziehbare Berichterstattung zu gewährleisten. Die Kennzahlen der Bilanzierung werden ausgedrückt in Tonnen CO 2 -Äquivalenten (CO 2 e). Die CO 2 e-Intensität von United Internet wird ausgedrückt in CO 2 -Äquivalenten pro Einheit bzw. € Umsatz.
Um die höchstmögliche Datenqualität bei der Berechnung der Treibhausgasemissionen zu gewährleisten, wurden, wo möglich, lieferantenspezifische Primärdaten in CO 2 e genutzt. Diese lieferantenspezifischen Primärdaten wurden teilweise von den Lieferanten eigenständig auditiert (z. B. Logistikemissionen von DHL).
Wenn diese nicht verfügbar waren, wurden die Emissionen über Mengen oder Gewichte mit Emissionsfaktoren a us Sekundärquellen berechnet. Für den Fall, dass Mengen oder Gewichte nicht verfügbar waren, hat United Internet die Emissionen über Finanzdaten bzw. Ausgaben mit ausgabenbasierten Emissionsfaktoren berechnet. Falls keine detaillierten Auswertungen über die Aktivitätsdaten verfügbar waren, wurden die Emissionen mittels Studien hochgerechnet. Um Datenlücken zu schließen, wurden für manche Scope-Kategorien Hochrechnungen auf Basis von begründeten Annahmen durchgeführt, bspw. bei der Schätzung relevanter, nicht wesentlicher Scope-3-Kategorien wie bspw. beim Abfall internationaler Standorte.
Grundsätzlich ergibt sich dadurch eine hybride Berechnungsmethode. Die Berechnungen erfolgten ausgabenbasiert, mengenbasiert, distanzbasiert oder lieferantenspezifisch.
In Scope 1 und 2 betreffen die wichtigsten Annahmen die Energieverbräuche der Bürostandorte. Da nicht für alle Energieträger sämtlicher Bürostandorte Messwerte vorlagen, wurden diese Datenlücken unter der Annahme geschlossen, dass alle Standorte von United Internet vergleichbare Energieintensitäten aufweisen. In diesen Fällen wurden die Datenlücken über die Anzahl der Quadratmeter oder Mitarbeitenden pro Segment geschätzt.
In Scope 3 betreffen wesentliche Annahmen die Hochrechnung von Emissionen aus dem Einkauf, für die keine passenden Emissionsfaktoren vorhanden sind. Bspw. wurden die Emissionen aus eingekauften Vorleistungen mittels Studien zu Emissionsintensitäten im Netzausbau hochgerechnet. Weiterhin wurden konzernweit für die Berechnung der Emissionen aus dem Einkauf und den Kapitalgütern OpEx- bzw. CapEx-Listen verwendet. Dabei wurden Ausgaben auf Kontenebene in relevant und nicht relevant eingeteilt. Die Einteilung wurde teils auf Basis von Annahmen getroffen, stets in enger Abstimmung mit den jeweiligen Fachbereichen. Im Zweifelsfall wurde der konservativeren Annahme gefolgt, wonach ein Konto als „relevant“ eingestuft wurde. Zudem liegen United Internet aktuell nur unzureichende Informationen über die vorgelagerte Logistik vor. Deshalb nimmt United Internet an, dass Warenlieferanten im Verkaufspreis einen prozentualen Anteil für die Logistikkosten einkalkulieren. Dieser Anteil wurde genutzt, um die Emissionen aus der vorgelagerten Logistik (Scope 3.4) zu berechnen.
Für Scope 3.7 (Pendeln der Mitarbeitenden) wurden Mitarbeitendenbefragungen für einen Teil der Belegschaft von United Internet durchgeführt. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage für die Hochrechnung der restlichen Emissionsdaten dieser Kategorie.
In den nachgelagerten Scope-3-Kategorien wurden Annahmen zur Nutzungsdauer von Geräten in Abstimmung mit den Fachbereichen getroffen. Falls keine produktbezogenen CO₂-Fußabdrücke (Product Carbon Footprints, PCFs) verfügbar waren, wurden zusätzlich Annahmen zum Stromverbrauch der Geräte zur Berechnung herangezogen.
Die Berechnung der Emissionen des Scope 3.15 (Investitionen) erfolgte im Segment „Business Applications“ durch eine Hochrechnung basierend auf der Anzahl an Mitarbeitenden. Für Corporate wurde hingegen eine umsatzbasierte Methodik angewendet, da hierfür eine belastbare Datengrundlage vorlag.
United Internet berechnet wesentliche Kategorien jährlich, während relevante Kategorien lediglich abgeschätzt werden und nur alle drei Jahre aktualisiert werden müssen .
Es wurden branchenübliche, inflationsbereinigte Emissionsfaktoren (z. B. von ecoinvent, Datenbank für Lebenszyklusanalysen, der Association of Issuing Bodies (AIB; Organisation, die das europäische System für Herkunftsnachweise von Strom verwaltet), Ember und dem Department for Business, Energy & Industrial Strategy (DBEIS)) verwendet. Diese sind Sekundärquellen und bilden CO 2 e-Intensitäten verschiedener Sektoren ab. Sie unterliegen damit statistischen Unsicherheiten. Durchschnittswerte von Emissionsfaktoren wurden gebildet, wenn Datenlücken vorhanden waren. Diese Herangehensweise wurde bspw. bei der Abschätzung der Scope 3.4-Emissionen (vorgelagerter Transport) verwendet, für die keine Angaben zu den Transportmitteln vorhanden waren . Auch bei der Berechnung von Emissionen in Scope 3.1, 3.2, 3.11 und 3.12 wurden Durchschnittswerte über die Emissionsfaktoren verschiedener Produktgruppen gebildet, um Datenlücken in den Aktivitätsdaten oder Emissionsfaktoren zu schließen.
Eine Übersicht aller verwendeten Emissionsfaktorquellen zeigt die nachfolgende Tabelle.
Scope 1
Energieträger (z. B. Erdgas, Diesel)
DBEIS 2024
Flüchtige Gase
IPCC
Scope 2
Strom Residualmix
AIB 2023
Strom location-based
Ember 2023
Vorkette konventioneller Strom
Vorkette Grünstrom
ecoinvent 3.11,
Grünstrommix Deutschland
Fernwärme
Scope 3
Lieferantenspezifische Daten (z. B. Auswertungen von DHL) oder Product-Carbon-Footprints (z. B. Router von CISCO)
Mengen- und gewichtsbasierte Berechnungen
ecoinvent 3.11
Ausgabenbasierte Berechnungen
DBEIS 2021
inflationsbereinigt auf 2024
Übersicht aller verwendeten Emissionsfaktorquellen
Quelle
Zusammenfassend ergeben sich für das Geschäftsjahr 2024 folgende konzernweite Emissionen:
Scope-1-Treibhausgasemissionen
Scope-1- THG-Bruttoemissionen
6.497,68
Scope-2-Treibhausgasemissionen
Standortbezogene Scope-2- THG-Bruttoemissionen
75.797,72
Marktbezogene Scope-2-THG-Bruttoemissionen
2.620,30
Signifikante Scope-3-Treibhausgasemissionen
Gesamte indirekte (Scope-3-)THG-Bruttoemissionen
1.356.234,21
(1) Gekaufte Waren und Dienstleistungen
966.805,35
(2) Investitionsgüter
120.667,71
(3) Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten (nicht in Scope 1 und 2 enthalten)
11.368,02
(4) Vorgelagerter Transport und Vertrieb
31.550,10
(5) Im Betrieb anfallende Abfälle
402,26
(6) Geschäftsreisen
2.059,76
(7) Pendeln der Arbeitnehmer
14.235,07
(8) Vorgelagerte geleaste Vermögenswerte
10.794,14
(9) Nachgelagerter Transport
n. r.
(10) Verarbeitung der verkauften Produkte
0,01
(11) Verwendung der verkauften Produkte
179.773,65
(12) End-of-Life-Behandlung von verkauften Produkten
3.576,58
(13) Nachgelagerte geleaste Vermögenswerte
(14) Franchise
(15) Investitionen
15.001,55
THG-Emissionen insgesamt
THG-Emissionen insgesamt (standortbezogen)
1.438.529,60
THG-Emissionen insgesamt (marktbezogen)
1.365.352,18
THG-Emissionen in tCO 2 e
2024
Ein geringer Anteil der Emissionen von United Internet ist biogenen Ursprungs. Da die Gesamtemissionen jedoch teilweise auf ausgabenbasierten Berechnungen beruhen und die verwendeten Emissionsfaktoren keine Unterscheidung zwischen biogenen und nicht-biogenen Emissionen ermöglichen, verzichtet United Internet auf einen separaten Ausweis.
Vertragliche Instrumente bezeichnen Zertifikate, die es Unternehmen ermöglichen, transparent die Herkunft und Umweltauswirkungen ihrer Energiequellen bei der Berechnung der Treibhausgasbilanz nachzuvollziehen.
Für die Qualitätssicherung der Scope-2-Bilanzierung wurden Grünstromverträge der Vertragspartner und Anbieter berücksichtigt. An Standorten oder bei Anbietern, die keine entsprechenden Nachweise vorlegen konnten, wurde konventionelle Energie angenommen.
Anteil ge- / verkaufter Energie mit vertraglichen Instrumenten (in %)
95,4
Anteil ungebündelter vertraglicher Instrumente (in %)
0,0
Anteil gebündelter vertraglicher Instrumente am Gesamtstromverbrauch (in %)
99,0
Vertragliche Instrumente für Scope-2-THG-Emissionen
Die Unterscheidung von gebündelten bzw. ungebündelten vertraglichen Instrumenten bezieht sich auf die Art der Beschaffung. Bei gebündelten vertraglichen Instrumenten wird Strom zusammen mit Herkunftsnachweisen bzw. Energy Attribute Certificates (EACs) eingekauft. Bei ungebündelten vertraglichen Instrumenten werden Herkunftsnachweise bzw. EACs unabhängig vom eingekauften Strom erworben.
Zur Ermittlung der Treibhausgasintensität pro Nettoumsatz wurde der Nettoumsatzerlös von United Internet zum 31. Dezember 2024 zur Berechnung herangezogen.
Gesamt-THG-Emissionen (standortbezogen) pro Nettoumsatz
227,3
Gesamte THG-Emissionen (marktbasiert) pro Nettoumsatz
215,7
Treibhausgasintensität pro Nettoumsatz (tCO 2 e / Mio. €)
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